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I. tu Italien (1848—1855)
ruhigt er seine Lotti, und meint damit sich und Minister Krauß, „hat sie keine Eroberung gemacht.“
Der Lenz war diesmal — 1855 — nicht schön und machte Wiens grüne Umgebung nicht so bezaubernd und begehrenswert wie sonst; spät wurde es warm und grün und als es rings zu blühen und zu duften anfing, kam Regen und wieder Regen; die Wien und der Aiserbach schwellten hoch an und traten aus ihren Ufern, alle Straßen verwandelten sich in Seen, die man nicht durchwaten konnte; „es ist noch am schönsten in seinem Zimmer, wenn’s auch nur ein schlichtes Hotelzimmer ist“. Negrelli’s Schwiegermutter weilte nicht in Wien; sein Schwager August, der im Hotel Wandl ein einfaches Zimmer im 5. Stock bewohnte und dafür 200 Gulden bezahlen mußte, besuchte ihn oft und bat um sein Fürwort, auf daß er bald Hauptmann werde; alte gute Freunde klopften an seine Türe und holten ihn zur „Biervertilgung“ und zu erinnerungsvollem Plaudern. Kein Tagewerk beginnt er, ohne die Messe zu hören; das war ihm von der Kindheit geblieben und war ihm Herzensbedürfnis; die Ostertage ließ er nicht vorübergehen, ohne bei den Franziskanern seiner Pflicht als „braver Christ“ durch eine Beichte zu genügen. Und wie auch die Tage in Arbeit und leichter Zerstreuung dahineilten — die Zeit wurde ihm zu lange, die er ferne von seinen Lieben verbringen mußte. Endlich schlug die Stunde der Heimkehr, in den letzten Tagen des Wonnemonds: „Morgen reise ich ab, bald bin ich bei Euch und bringe meinen braven Kindern ein Herz voll Liebe und Sehnsucht für sie und ihre brave, liebe Mutter!“
Kaum daß er heimgekehrt war, die liegengebliebenen Schriftstücke erledigt, wichtige Entscheidungen getroffen und die Eisenbahnbauten besichtigt hatte, nahm die zentralitalienische Eisenbahnfrage ihn wieder