4 . Enthebung' von der Dienstleitsung in Italien
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die Entschuldigungen niemals auf die letzten Gründe zurück, unter denen Negrelli selbst litt, die zu beseitigen ihm aber nicht gelang, trotz aller Bemühungen.
Trattner verwechselt — man weiß nicht, aus Überzeugung oder in besonderer Absicht — die Stellung und die Aufgabe eines Baudirektors mit denen eines Bauleiters. Er verlangt von dem Baudirektor, daß er die Maurerarbeiten strenger überwache, daß er unerwartet auf den Bauplätzen erscheine und die Richtigkeit der Baubücher prüfe; daß er die Handwerker, die Unternehmer scharf im Auge behalte; daß er die Pläne nicht unterschreibe, ohne sich von der Richtigkeit der Einzelheiten und der statischen Berechnungen zu überzeugen.
Aus den Vormerkbüchern Negrelli’s von seinen Reisen geht einwandfrei hervor, daß er auf seinen Bereisungen stets ein offenes Auge für alle bautechnischen Fragen hatte; von jeder Reise bringt er Vormerkungen heim über Mängel, die er bemerkt hat, über Ausführungen, die nicht seinen Wünschen entsprachen, über Un- gehörigkeiten, die rasch zu beheben waren; aber als Baudirektor mußte er doch mehr seine Blicke auf das Große, auf das Ganze richten und durfte dies nicht über das Kleine aus den Augen verlieren. Gerade jene Vormerkungen, die sich in seinem Nachlasse vorfinden, beweisen, daß es eine Verleumdung war, seine Bereisungen als „Huldigungsfahrten“ zu bezeichnen. Daß sich die Vertreter der Gemeinden und der Behörden, daß sich Anrainer der Bahn, daß sich Beschwerende und Bittende einfanden, wenn der oberste Leiter des Eisenbahnbauwesens, der in vielen Dingen zu entscheiden hatte, auf der Durchreise erschien — ist nicht nur begreiflich, sondern selbstverständlich. Der Weg nach Verona war weit und beschwerlich und kostspielig... Und daß unter den Anwesenden auch Dankende waren
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