4. Enthebung von der Dienstleitsung in Italien
181
.1*
■f
*
i
5
fanden sich die Linien von Coccaglio nach Bergamo und Treviglio (51 Kilometer), das Verbindungsstück von Casarsa nach Nabresina (100 Kilometer) und die süd- tiroler Strecke Bozen—Verona (200 Kilometer). Die Bereisung dieser Betriebs- und Baustrecken war zeitraubend und umständlich. Nun war aber Negrelli auch noch mit den schwierigen Verhandlungen über die zentralitalienische Bahn betraut, die allein eine Persönlichkeit voll in Anspruch genommen hätten. Wiederholt wurde Negrelli nach Wien berufen, wo ihn amtliche Beratungen wochenlang aufhielten. Und zu allem trat der von Negrelli selbst und wiederholt bedauerte Mangel an tüchtigen Hilfskräften, insbesondere in der Direktion selbst. Es gab, ich habe ein Beispiel angeführt,* mehr oder minder lebhaften Widerspruch, der bis zu einer gewissen Arbeitsenthaltsamkeit aufstieg, wenn Negrelli Neuerungen einführte. Wenn Trattner wünscht, daß Leute aus den anderen Provinzen berufen werden sollen, so übersieht er, daß die politischen und völkischen Verhältnisse in Italien niemanden anlockten; nur die im Leben Schiffbruch gelitten hatten, kamen nach Italien und erhofften hier ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Rettung. Es wurde schon weiter oben** darauf hingewiesen. Bezeichnend ist, daß zum Nachfolger Negrelli’s der Oberingenieur Dr. Presani berufen wurde, den Trattner in seinem Berichte als einen alten, aber schwachen Praktiker schildert, mit dem die Untergebenen machen, was sie wollen.
Es war ein krummer Weg, den man gewählt hatte, um die Wahrheit zu erforschen — aber es hatte sich eben nicht um die Wahrheit, sondern um den Sturz Negrelli’s gehandelt. „Man begreift nirgends“, schreibt
* Seite 129.
** Seite 17 und 106.