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II. Der Suezkanal
der Gesamtheit nützliche Tätigkeit im weitesten Sinne des Wortes. Und so galt den Siinonisten als Ziel ihres Strebens die allgemeine Verbrüderung aller Menschen zum Zwecke der friedlichen Arbeit — eine Verbrüderung, deren Grundlage und Verheißung sie in der Lehre Jesus Christus erblickten.
Es ist begreiflich, daß ein Streben, das dem Schwärmenden wie dem Ausübenden in gleicher Weise entgegenkam, das mit einen Fuße auf der Erde, mit dem andern im Himmel stand, freier denkende, junge empfängliche Geister tief erfaßte und für sich gewinnen mußte, daß es sie aber auch leicht auf Irrwege führen konnte. So geschah es denn auch den Simonisten. Die von Enfantin nach Saint-Simons Tod (1825) begründete „Patriarchalisch - sozialistische Gesellschaft“ betätigte ihre Anschauungen in einer Weise, daß die Regierung einschritt, sie auflöste und die Führer, auch Enfantin, in das Gefängnis brachte. 63 Nach wenigen Monaten aus der Haft entlassen, wandte sich Enfantin mit aller Tatkraft nun jenem Teile seiner Lehren zu, der die schaffensfrohe Tätigkeit zum Nutzen der Allgemeinheit predigte, und griff einen Gedanken auf, den Napoleon Bonaparte bei seinem Aufenthalt in Ägypten ausgesprochen hatte: den Bau einer Wasserstraße durch die Landenge von Suez.
Enfantin bereiste Frankreich und sammelte Gelder für die Ausführung seines Gedankens. Die Ernte war bescheiden, aber sie genügte. Im Frühherbste 1833 sandte Enfantin eine Schar junger Architekten, Schriftsteller, Ingenieure, Ackerbauer — aus der überschätimen- den Jugend Frankreichs gewählt — nach Afrika. Am 23. Oktober 1833 landete Enfantin selbst in Ägypten. 64 „Wir haben“, schreibt er an Emile Barrault, den ersten Schriftleiter des „Courier français“, der schon vorausgeeilt war, „wir haben zwischen dem antiken Ägypten und