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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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für des Reiches Herrlichkeit ihr Schwert zu ziehen. Auch ich gehörte zu den ,,alten Chinesen, drei volle Jahre war ich damals von der Heimat fern gewesen, und hatte auf diese Weise ein ganz hübsches Stückchen Erde gesehen, notabene auch Teile, in die sich der gewöhnliche Globetrotter nicht so leicht verirrt. Nämlich heimkehrend, d. h. abgelöst von den Besatzungs­truppen, schlug ich nicht den Seeweg ein, sondern wählte den im allge­meinen nicht üblichen Landweg quer durch Zentral-Asien, ich habe meine Erlebnisse während dieser schönsten Zeit meines Lebens in dem Buche Im Sattel durch Zentral-Asien niedergelegt. Das soll aber kein Wink mit dem Zaunpfahl für den Leser sein, es zu kaufen.

Mancher ahnte damals noch nicht, welche großen Unterschiede der Feldzug in China mit demjenigen, der uns jetzt bevorstand, haben würde. Die lange Liste war im Umsehen mit über 90 Namen bedeckt, von denen aber nur wenige das Glück hatten, späterhin in die Schutztruppe eingestellt zu werden. Ich sagedas Glück, denn wir Soldaten betrach­teten es tatsächlich als eine Bevorzugung, trotz der enormen Strapazen, die uns bevorstanden, in diese Truppe versetzt zu werden.

Ich war einer der ersten auf der Liste, und da es mir Ernst war mit meinem Wunsch, versuchte ich noch am gleichen Tage einige ältere mir wohlgesinnte Offiziere in höheren Stellungen aufzusuchen, um so einige Für­sprecher zu erhalten. Meinen guten Eltern teilte ich auch sofort meinen Entschluß mit; mein Vater, der selbst Soldat war, sagte nur:Na,ich habe, es längst erwartet. Meine gute Mutter hatte nur eine stille Träne für ihren nun wahrscheinlich wieder für lange Zeit hinausziehenden Sohn. Als brave Soldatenfrau klagte sie nicht weiter, wie so manche andere wohl getan hätte, die den kaum zurückgekehrten Sohn wieder hinausziehen sah; ich war gerade ein halbes Jahr wieder in der Heimat. Am gleichen Tage noch ließ ich mich vom Arzt untersuchen, der mich für absolut gesund und tropendienstfähig erklärte. Am 22. Januar wurde ich zum Oberkommando der Schutztruppen, zum Oberstleutnant Ohnesorg bestellt, der mir eröffnete, daß ich vorläufig noch nicht verwendet werden könnte, da alle Stellen bereits besetzt wären. Er stellte mir aber in Aussicht, bei den sicher in der nächsten Zeit hinausgehenden Verstärkungstransporten noch Verwendung zu finden.

Es folgten nun längere Wochen des Wartens, in denen man wenig aus der Kolonie hörte und schon glaubte, daß der Aufstand niedergeschlagen sei. Meine Eltern fuhren zu ihrer Erholung nach Italien ab. Leider sollte meinem Vater dieser Aufenthalt zum Verhängnis werden; ich sah ihn nicht mehr wieder.

Es war am 13. März, als ich spät abends in meine Wohnung in Char­lottenburg zurückkehrte. Auf meinem Nachttisch, auf den mein Bursche stets die Postsachen hinlegte, lag ein Telegramm: