“Drittes l^apitel.
Ausschiffung und die ersten afrikanischen Eindrücke.
Am 20. April feierten wir abends mit den liebenswürdigen Offizieren des Schiffes Abschied. Eine schlimme Nacht hatten wir insofern vor uns, als sich einer der in hiesiger Gegend so häufigen und gefürchteten Nebel eingestellt hatte. Das hiesige Fahrwasser ist schwierig und noch lange nicht so genau bekannt wie z. B. in den heimischen Gewässern. Leuchtfeuer sind selten und nur bei Swakopmund befindet sich eins mit Petroleumlampen, das aber bei so dickem Nebel auch nicht gerade sehr weit zu sehen ist. Am 21. waren wir schon früh auf, es näßte, so stark war der Nebel; das Schiff fuhr halbe Kraft, dann ganz langsam, um schließlich ganz abzustoppen und zu treiben. Alle Schiffsoffiziere waren auf der Brücke; nach Meinung des Kapitäns konnten wir höchstens noch sieben Seemeilen ab sein. Ab und zu tuteten wir mit der Dampfpfeife, um endlich ganz weit entfernt Antwort zu erhalten, es konnte nur einer der auf Reede liegenden Dampfer sein. Ab und zu kam schon die Sonne durch, und allmählich setzte sich der Nebel in dicken Schwaden in Bewegung, immer noch den Durchblick hemmend und uns wieder zum Abstoppen zwingend. Doch endlich siegten Wind und Sonne, und plötzlich rief einer: ,,Da ist ja Land, Herrgott ist das öde!“ Richtig konnte man die gelbe afrikanische Sandküste am Horizont erkennen und an derselben verstreut Häuser. Es war Swakopmund, unser Kurs war genau der richtige gewesen. Ein Schiff lag auf der Reede. Der „Habicht“ war es nicht, es war ein Woer- mann-Dampfer, aber welcher? Endlich hatte es einer heraus: das ist ein Ostafrika-Dampfer, es ist der „Markgraf“. Also hatte er doch früher das Ziel erreicht als wir. Von vornherein hatte er ja einen Vorsprung von 12 Stunden, und wir hatten einmal mehr angelegt; aber trotzdem hofften wir ihn zu schlagen. Damit war’s nun nichts.
Kopfleiste von Margarete Persson-Henning. Das Ausbooten von Vieh mittels Floß.