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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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mit ihrem liebenswürdigen heiteren Wesen der Mittelpunkt des Genesungs­heims und hat so manchem armen Verwundeten mit milder Frauenhand Verbände angelegt, möchte sie zu unser aller Nutz und Frommen ihrem schweren entsagungsvollen Beruf bald in alter Frische zurückgegeben werden!

Es war ein ewiges Kommen und Gehen in Abbabis. Leutnant Findeis, bei Oviumbo schwer verwundet, trug mit seinem nie versiegenden Humor sehr zur Aufheiterung bei. Stets hatte er einen Scherz im Munde, und man ahnte gar nicht, was er manchmal infolge zerrissener Nervenstränge in der Schulter für Schmerzen hatte. Keiner der hier so zahlreich durch­kommenden Kameraden versäumte, im gastfreien Genesungsheim Guten Tag zu sagen und einen kühlen Trunk zu nehmen, aber auch nur: .,solange der Vorrat reicht, leider war er nur allzubald zu Ende.

Die Jagd war hier noch nicht besonders, einmal schoß ein Unter­offizier einen mächtigen Pavian, der ein Gebiß wie ein Panther hatte. Lebhaft bedauerte man es, keine Flinte mitzuhaben, um die zahlreichen Perlhühner zu schießen. Zuweilen unternahm ich mit meinem Kameraden von Watter eine kleine Partie. Einmal gings in die Schlucht hinter den Tränken, die durch ihre ausgeprägte afrikanische Flora und ihren Reichtum an Vögeln auffiel. Hier hausten auch die sehr scheuen Paviane, an die es uns nicht gelang auf Schußdistanz heranzukommen. Ein andermal ver­suchten wir den südlich der Station gelegenen steilen Felsgipfel zu er­klimmen, was uns nicht ganz gelang, mich aber dafür ein Paar Schuhe kostete, denn ich hatte unvorsichtigerweise ungenagelte angezogen. Dieser versuchte Aufstieg hatte noch andere Folgen. Wir hatten, um den höchsten erreichten Punkt zu markieren, einen trockenen Baum angezündet. Das verursachte nun abends im Lager große Aufregung, zuerst kam der Wacht­meister und meldete, die Schwarzen gäben Feuersignale von Berg zu Berg.

Kaum hatten wir die Leute aufgeklärt und beruhigt, so kam telegraphische Nachricht aus Kubas, daß das Zugpersonal sich weigere zu fahren, da die Herero oben auf dem Berge Feuer angezündet hätten. Auch diese mußten erst telegraphisch beruhigt werden. Beinahe hätte unser harmlose Scherz Alarm auf der ganzen Linie verursacht.

Endlich kam anch der so langersehnte Abmarschbefehl, und' : am 17. Mai verließen wir nun vollkommen kriegsbereit Abbabis, um auf Oka- handja zu marschieren. Nach europäischen Begriffen waren wir freilich vollkommen kriegsbereit, jedoch noch lange nicht nach afrikanischen, denn unsere Tiere konnten noch nicht frei weiden, ein Haupterfordernis für die Schlagfertigkeit einer Truppe hier. Man ahnt zu Hause gar nicht, wie wichtig dieses Weidenkönnen der Tiere ist. Die in Argentinien stets in Herden gehaltenen Pferde und Maultiere können das sehr schön, aber unsere