Dokument 
Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
Seite
104
Einzelbild herunterladen

104

Otupanda, wo abgekocht und die Tiere geweidet wurden. Durch die Mittag­hitze wird man ganz von selbst dazu gebracht, nur morgens und nachmittags zu marschieren und über Mittag zu rasten, daraus folgt andererseits, daß man seine Tiere an einmaliges Tränken innerhalb 24 Stunden gewöhnen muß, denn die Tränkstellen sind weit auseinander, und früh und spät abends saufen die Tiere der Kälte halber so gut wie gar nichts, während sie nach dem Vormittagsmarsch sehr durstig sind. Trifft man während der Mittags­pause und abends auf Wasser, so ist das natürlich doppelt angenehm. Wir hatten in beiden Biwaks am Abend des 3. und 4. kein Wasser, außer dem in den Wassersäcken zum Kochen mitgenommenen. Die Weide war schlecht, da in ziemlich großer Entfernung von den im Kalkstein befind­lichen Wasserlöchein schon alles abgefressen war von den Rindern der Herero. Leider ging uns dicht vor dem Abmarsch das gestern abend erkrankte Pferd an Herzkrampf ein, und zwar ganz plötzlich* nachdem es sich anscheinend gut erholt hatte.

Der weitere Weg führte uns auf tiefen Sandwegen wieder in dichtem Busch über die Wasserstelle Okatjeru in ein Biwak ungefähr 12 km südlich Okatjeru. Unterwegs beobachteten wir mehrfach seitwärts im Busch plötz­lich aufsteigende Rauchsäulen, die nur von angesteckten Grashaufen herrühren konnten. Diese Fanale, denn solche waren es unzweifelhaft, befanden sich stets in Höhe des Anfanges der Marschkolonne und waren wohl von Spähern angezündet, die uns im dichten Busch unbemerkt be­gleiteten. Sie zu verfolgen wäre absolut aussichtslos gewesen. Durch diese Rauchsignale erhalten die Herero schon von weither Kunde von unserem Anmarsch, in einem Kriege in derartig unübersichtlichem Gelände muß es einem nur einigermaßen geschickten Späher eben stets gelingen, mit einer vormarschierenden Truppe unbemerkt von dieser gleichen Schritt zu halten.

Das Biwak lag heute in einem von Busch ziemlich freien Strich, der aber sehr schlechte Weide hatte. Nach Nordwesten zu war ein Grasbrand sichtbar, der zuerst so aussah wie mehrere Lagerfeuer und erst durch eine Offizierspatroüille, Graf Arnim, als Grasbrand festgestellt wurde. Wir hatten wieder einen Kral gebaut wie stets und uns früh zur Ruhe begeben, als wir gegen 10V2 Uhr durch ein donnerähnliches Getrampel aufgeschreckt wurden. Unsere sämtlichen im Kral weidenden Tiere waren an einer Stelle durch diesen durchgebrochen, die Posten hatten sich dem mächtigen An­sturm der 150 Tiere gegenüber machtlos gefühlt und die ganze Herde war im Galopp entlaufen. Noch nie in meinem Leben habe ich ein nieder­drückenderes Gefühl gehabt als in diesem Augenblick. Dicht vor dem Feinde seiner sämtlichen Tiere, sowohl Reit- wie Zugtiere, ganz plötzlich beraubt zu sein, ist sehr hart, denn womöglich war die Batterie dadurch zum Stilliegen verurteilt, wenn sich die Tiere nicht wieder einfangen ließen.