Dokument 
Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
Entstehung
Seite
112
Einzelbild herunterladen

112

sich eine Großstadt darunter vorgestellt und waren nun reichlich enttäuscht, nur die drei Zelte innerhalb der Umwallung vorzufinden.

Unser Rückmarsch mit den 18 Handtieren, die wir in einer Herde trieben, war nicht ganz leicht, da die Tiere sich anscheinend ungern von Owikokorero trennten. Schließlich hatten wir sie aber doch im Gange und erreichten gegen 4 Uhr nachmittags wieder Otupanda, wo uns eine Patrouille der Batterie, zur Hilfe beim Treiben bestimmt, erwartete. Unterwegs hatten wir viele, viele Aasgeier gesehen, die sich hier zu sam­meln beginnen. Man schießt diese Tiere ihrer Nützlichkeit halber nicht, in der Kapkolonie z. B. ist es sogar bei Strafe verboten. Ein Maultier hatten wir unterwegs erschießen müssen, da es anscheinend mit Herzkrämpfen umfiel und doch nicht mehr zu retten war. An der Wasserstelle war gerade ein Treckochse in eins der Löcher gefallen und dabei ertrunken; er mußte nun von den anderen Tieren herausgezogen werden. Ein zweiter Ochse war entlaufen. Wir bezogen im Busch ein Biwak und hatten bis zum Einbruch der Dunkelheit mit Grasschneiden und Kralbauen ein gutes Stück Arbeit zu bewältigen. Eine Patrouille, die zum Wasserloch herunter­ging, fing dabei den entlaufenen Treckochsen und brachte ihn im Triumph angeschleppt, leider streikte er am nächsten Tage, als wir ihn weiter mit­nehmen wollten.

Die Posten meldeten mir gegen 9 Uhr, daß im Westen ein Laternen­signal stünde, richtig sah man von einem hohen Baum aus ganz deutlich auf immerhin weite Entfernung vier Laternen in einer schrägen Linie aufwärts in einer Reihe. Außen zwei weiße, innen zwei rote. Es mußte wieder irgendein Signal der Schwarzen sein, da wir in dieser Gegend keine Truppen haben. Gegen gl Uhr sah man vom Okongawa-Berg aus helio- graphieren mit Blitzlicht. Ununterbrochen arbeitete der Heliograph, es mußte irgend etwas ganz Besonderes los sein, denn sonst wird der Helio­graph nachts fast nie benutzt. Ich beschloß daher, noch nachts weiter zu marschieren, da wir doch der Kälte halber nicht schlafen konnten. An der Feuerseite wurde man geröstet, an der anderen zitterte man vor Frost, alle halben Stunden mußte man aufstehen, um sich durch Herum­laufen etwas zu erwärmen. Gegen 12 Uhr erlosch das Laternensignal im Westen, der Heliograph arbeitete zeitweilig noch. Um 1 Uhr ließ ich satteln und marschierte gegen 2 Uhr ab.

Es ging verhältnismäßig langsam, zwei Pferde und ein Maultier spannten uns unterwegs noch aus und mußten am Wege stehen bleiben in der Hoff­nung, daß sie ein späterer Transport einmal mitbringen werde. Es wurde Morgen, endlos zog sich der Weg hin, und als wir gegen 10 Uhr 30 Min. uns Okatjeru in der Hoffnung auf einen guten Braten näherten, fanden wir zu unserem höchsten Erstaunen das ganze Nest leer, das Detachement war gegen den Omuramba vormarschiert. Also hatte das nächtliche Helio-