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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Erster Band
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kieshaltige Steinkohle zur Alaunfabrication Verwendung fand; ebenso, dass bereits damals in Nordböhmen, im Eibogner Kreise, der Bau auf Braunkohle betrieben wurde.

Des Kaisers ausgesprochener Kunstsinn rief eine Menge Künstler Maler, Bildhauer, Baumeister, Mechaniker u. s. w. an seinen Hof in Prag, der eine Zeit lang einer grossen Kunstakademie sehr ähnlich sah. Auch an Adepten, an Alchimisten und Astrologen fehlte es nicht. Die Hofhaltung verschlang Unsummen. Die wichtigsten Verwaltungszweige schädigte eine empfindliche Geldnoth. Die sonst erhebliche Ausbeute der königlichen Bergwerke sank in Folge dessen immer tiefer. Die Regulirung der Moldau und Elbe und die Befreiung der Elbeschiffahrt von allerhand drückenden Lasten wurde wiederholt angeregt. Der Landtag setzte seit 1576 fast alljährlich eigene Commissionen zu diesem Zwecke ein; mit den übrigen Uferstaaten, den Regierungen von Brandenburg, Celle und Lüneburg, den Städten Magdeburg und Hamburg wurden bis 1596 ununterbrochen Verhandlungen gepflogen doch gleichfalls ohne den rechten Erfolg. Es «wird vermuthlich», sagt ein späterer Bericht, «der damals für­gewährte heftige Türkenkrieg, dann Ihro Majestät Rudolphi bald darauf erfolgter Todfall und ferner die hungar- und böhmische Unruhe das Werk unterbrochen haben.»

Trotz unleugbarer Fortschritte im Einzelnen bot zur Zeit Böhmen im grossen Ganzen keinen erhebenden Eindruck. Karl von Zierotin, der mährische Patriot, der im Jahre 1590 Böh­men bereiste, spricht sich mit Offenheit folgendermassen aus: «Das Volk in Böhmen hat keine Industrie; es liebt nur dasjenige, was von selbst und ohne Mühe producirt wird. Ich glaube, dass, wenn das Land nicht so fruchtbar wäre, ein grosser Theil des Volkes Hungers sterben müsste. Es lebt in den Tag hinein und kümmert sich nur um die Gegenwart. Die böhmischen Städte, Prag ausgenommen, können mit den Städten Deutschlands nicht verglichen werden; nur der Marktplatz wird mit mittelmässigen Gebäuden geziert, sonst haben sie nichts Sehenswerthes.» Ein hartes, leider aber zutreffendes Urtheil, wenigstens in Bezug auf die slavischen Landestheile.

Rudolf fiel als das unblutige Opfer einer Verschwörung der Länder Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Schlesien, Ungarn und Siebenbürgen mit seinem eigenen Bruder Mathias. Bald aber richtete sich die Verschwörung gegen ihren Urheber. Vor seinem Ende sah Ma­thias einen neuen schweren Kampf entbrennen, der alle seine Länder mitsammt dem ganzen deutschen Reiche, namentlich aber Böhmen, der Plünderung, Zerstörung und Verwüstung preisgab: den dreissigjährigen Krieg. Das Wort sagt Alles. Was der Krieg verschonte, verschlang die ihr auf dem Fusse folgende Gegenreformation, die grausame Verjagung der protestantischen Bewohner in Stadt und Land, meist Handel- und Gewerbetreibender. . . .

Hier ist der Ort, für die oben festgestellte Thatsache der eigenartigen, man ist versucht zu sagen: souveränen Stellung der Industrie des nördlichen Böhmen gegenüber jener aller anderen Kronländer des heutigen Oesterreich den tiefer liegenden Erklärungsgrund näher nach­zuweisen. Dazu ist unerlässlich, in Details einzugehen.

Dasselbe nördliche Böhmen, das gegenwärtig als der Hauptsitz österreichischer Industrie zu gelten hat, bildete zu der Zeit, von der wir sprechen, seiner grössten Ausdehnung nach ein von dem übrigen Lande vollständig losgelöstes, selbstständiges Staatswesen: das Herzog­thum Friedland, die eigenste Schöpfung Wallensteins, des grossen Lleerführers und grösseren, erfolgreicheren Landesfürsten. Er muss in erster Linie als der geistige wie materielle Urheber der nordböhmischen Industrie im modernen Sinne dieses Wortes erkannt und aner­kannt werden. Hier die Belege.

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