Befehle wiederholen sich oft. Die eigene Leinwand reichte so wenig aus wie die eigene Wolle oder der Vorrath eines grossen fürstlichen «Gerbhauses» in Gitschin. Im August 1627 wurde der Kriegszahlmeister nach Gitschin verschickt, mit dem Aufträge, «um i3.ooo Reichsthaler Schuhe, Strümpfe und Kleider vor die Armee machen zu lassen.» «Assistirt ihm fleissig in Allem», wird der Landeshauptmann angewiesen; «die 4000 Kleider, die Ihr vorm Jahr habt machen lassen, dass er Euch bezahlt, was sie mich kosten.» — Man kann gegen das Aerar nicht redlicher handeln. Aber auch nicht gegen die eigenen Unterthanen. Denn ausdrücklich erklärt der Fürst: «das Tuch zu den Kleidern, wie auch die Schuh, sollen im Herzogthum erkauft werden, denn ich will kein anderes Interesse haben, allein dass um die Waaren das Geld unter die Leute kommt.» Fast mit denselben Worten wiederholte er später: «Ich will zwar keinen Schaden leiden, begehre aber auch keinen Gewinn, sondern hab kein anderes Interesse, als dass um die Waare Geld unter die Leute kommt.» Und wenige Tage darauf: «dem Feldzahlmeister helft, dass er Schuh und Strümpf kann vor die Armee in meinem territorio machen lassen, auf dass das Geld daselbst bleibt. Darum seht, wo er das Tuch in meinen Städten bekommt, denn es darf nicht Alles einerlei Färb sein.»
Bald waren im ganzen L T mfange des Herzogthums alle Gewerbe vollauf beschäftigt. Vorzüglich Friedland, Reichenberg, Leipa und Aicha gaben das Tuch; Hohenelbe, Arnau und Pilnikau die Leinwand; Turnau, Münchengrätz u. s. w. das Schuhwerk. In Friedland wurden ausserdem die im Heere benöthigten Rüstwagen, Kaleschen und Pferdegeschirre verfertigt. Erstere waren mit rothledernen Decken beschlagen, die Kaleschen aber mit einer «Scheitrocken» versehen — «wir Deutschen», meint die Gitschiner Kammer, «nennen es eine Kölle» — «dass man allerhand Sachen darin führen kann.» Auch für die Ausrüstung im engeren Sinne, für Munition u. dgl., musste das Herzogthum Friedland aufkommen. Noch vor dem Abgänge zum Heere, im Juni 1625, schreibt Wallenstein an Taxis, «dass Ihr in meinem ganzen Gebiet eine gute Anzahl Saliterhütten sollt machen lassen; damit werde ich mein Einkommens grösser machen und itzunder mir sehr gelegen sein, dass ich meine eigenen Pulvermühlen hab.» In Gitschin, Turnau, Münchengrätz und Hofitz wurden solche Pulvermühlen angelegt. Das genügte aber nicht. Wieder nach Jahresfrist wurde eine Vermehrung dieser Mühlen anbefohlen. Taxis war ausser Stande, dem Befehle nachzukommen. Da schrieb Wallenstein abermals nach einem Jahre: «Lasst alle anderen Sachen eher stehen und liegen und richtet die Saliterhütten auf. Spart keine Unkosten darüber und seht, dass von heut in einem Jahre Ihr mir 1500 Centner Pulver liefert von dem, so daselbst gemacht wird — koste es nun, was es will, denn ich thue es nicht ohne Ursach.» So ergieng denn durch Taxis namens des Herzogs ein Patent, des Inhalts, «dass man in dero Herzogthum allerorten, wo die Materie fürhanden, Saliterhütten und Pulvermühlen aufbauen und darinnen Saliter sieden und Pulver machen solle», zu welchem Zwecke Lucas Neyse, «kaiserl. Pulvermacher», und zwei andere Sachverständige entsendet wurden, das Geeignete zu veranlassen.
Nach Hohenelbe und Gitschin kamen, vom Friedländer verschrieben, Waffenschmiede und «Gewehrmacher» aus fernen Ländern. «Die, so das Gewehr machen werden, lasst auch kommen und spart wiederum keine Unkosten,» so lautet ein Schreiben; ein zweites: «Seht mir die, so von Seiden arbeiten, auf Gitschin aus Welschland bringen zu lassen, wie auch, die Waffen machen, aus Niederland.» Ein drittes: «Bitt Euch, lasst incontinenti die kommen, so Waffen machen, und dass sie’s machen, sei’s nun in Gitschin oder zu Friedland» u. s. w. Als Lieferanten von allerhand Eisenwaaren erscheinen die Hammerwerke in Hohenelbe, Friedland und Raspenau. Die gewaltigen Feuerballen, mit denen der Mansfelder beim
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