«Bei den ausgedehnten Grundlagen der materiellen Entwicklung und bei der steigenden Zunahme geistiger Bildung dürfte kein fruchtloses Ankämpfen gegen die noch vorhandenen Hindernisse, mithin kein Stillstand in dem allgemeinen Fortschreiten des inländischen Gewerbs- fleisses zu besorgen sein, dessen Beförderung sich die Staatsverwaltung von jeher zu einer ihrer wichtigsten Aufgaben gemacht hat.»
«So wird», schliesst der Bericht, «die vierte Gewerbeausstellung in Wien noch lohnendere Erfolge und erfreulichere Aussichten als die jüngst vorübergegangene mit sich bringen.»
Den Beweis dafür zu erbringen, dass diese Erwartung sich erfüllte, ist Sache einer ausser dem Rahmen dieser Arbeit gelegenen, eingehenden Geschichte der österreichischen Industrie.
Hier dürfte es genügen, um das ausserordentliche Erstarken der Consumtionsfahigkeit und das stetige Wachsthum der heimischen Productionskraft zu kennzeichnen, einige aus den Ausweisen des Aussenhandels der österreichisch-ungarischen Monarchie sich ergebende Zahlen anzuführen. 1 )
Es betrug der Jahresdurchschnitts werth der Einfuhr in Millionen Gulden ö. W. in Silber:
im Jahrzehnt 1851-—1860 im Jahrzehnt 1861 —1870
Bei den Rohstoffen.64.52. 99.09
» » Nahrungs- und Genussmitteln 2 ) . 64.32. 54-23
» » Fabrikaten 3 ).84.78. 1 3 7.26
Der Jahresdurchschnittswerth der Ausfuhr betrug:
im Jahrzehnt 1851 —1860 im Jahrzehnt 1861—1870
Bei den Rohstoffen . . . •.94-90. 95-78
» » Nahrungs- und Genussmitteln . 21.60. 54-3o
» » Fabrikaten. 108.20 . 2oi. 04
Bei Zusammenfassung der Ein- und Ausfuhrwerthe dieser beiden Jahrzehnte ergibt sich, dank zumeist dem gewerblichen Schaffen, ein zu Gunsten unserer Volkswirthschaft zu verzeichnender Saldo von 717 Millionen Gulden in Silber.
Bei Verfolgung der einzelnen Gruppen des Ausfuhrhandels während des in Betracht gezogenen Zeitraumes ergibt sich bezüglich der Gruppe: «Nahrungs- und Genussmittel», dass dieselbe im 7. Jahrzehnt (1861 —1870), dem ausserordentlichen Zusammentreffen günstiger Verhältnisse zutrotz, nur einen Exportmehrwerth von fl. 754.519 zu verzeichnen hat, während das Approvisionirungsdeficit des 6. Jahrzehntes (1851 —1860) 427 Millionen Gulden betrug. Dieser gewaltige Betrag musste durch den Mehrwerth der gewerblichen Production gedeckt werden. Allerdings wurden, wie aus der angeführten Liste der in die Gruppe «Nahrungsund Genussmittel» gereihten Artikel erhellt, in die Fabrikate Bier, Zucker, Spiritus und Mahl- producte einbezogen. Es dürfte aber dem kaum widersprochen werden, dass der Betrag von mehr als 123 Millionen Gulden, um welchen der Exportwerth dieser vier Artikel im 7. Jahr-
p Oesterreichs commerzielle und industrielle Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. Studie von Dr. H. F. Brachelli und Dr. F. Migerka. Wien 1873.
2 ) Diese Gruppe begreift: Kaffee, Thee, Gewürze, Südfrüchte, Getreide, Schlachtvieh, Fische, Fleisch und Würste, Honig, Käse, Genussöle, Essig, Wein, Brot und Delicatessen.
3 ) So interessant und lehrreich die in der vorerwähnten Studie durchgeführte Trennung in Halb- und Ganzfabrikate ist, habe ich mit Rücksicht auf die dieser Arbeit vorgezeichnete, andersartige Aufgabe hier von dieser Trennung abgesehen.
1 7*
i3i