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welche so viel kostet, (lass sie davon ihrem Vater, welcher sieh zu Tode gearbeitet hat, ein Leiehenbegängniss erster Classe der pompes funèbres veranstalten könnte. Sie beginnt ihre Taufbahn an der Nähmaschine, setzt sie fort bei einer alleinstehenden Witt frau, welche möblirtc Salons vermiethet, und beendet sie gewöhn­lich als Volkssängerin oder Zinshausbesitzerin. Früher starben solche Geschöpfe im Spital. Jetzt sind sie viel zu schlecht, um leicht­sinnig zu sein.

Und die Strizzi's (Louis), die ehemaligen Freunde und unzer­trennlichen Begleiter des Wäschermädels, ihre Nachbarssöhnevom Grund, ihre lustigen Kumpane, Anbeter und späteren Ehegatten, wo sind sie hin, nachdem sie treulos verlassen wurden von ihren feschen Gefährtinnen? Als das Wäschermädel die lange Schleppe angelegt hatte und dem Gelde nachzog in die Diana- und Sperl- Säle, und der Strizzi sich allein und einsam sah beim Heurigen, beim grellen Orchester, welches denSchieberischen aufspielte, und in den Auen von Dornbach; da verstummte er langsam mitten in einem Vierzeiler, und schaute ernüchtert um sich. Da erblickte er um sich herum nichts mehr als das bierklebrige Orchester mit den halbtrunkenen alten Musikanten, welche ihre verstimmten Instrumente winseln Hessen - und auf der Thürschwelle kicherten ein paar unheimliche, schmutzige, formlose Frauenzimmer von der Strassenecke.

Von diesem Augenblicke sank auch der Strizzi. Seit die tolle Nachbarssali ihn verlassen hatte, um Cancan zu tanzen und Geld zn erheben, hatte sein Leben jeden Halt und den letzten Schimmer von Echtheit verloren im Pfuhle der Gemeinheit.

Der Strizzi von ehemals, der Sohn des reichen Greisslers, ' oder des reichen Fleischhauers, oder der rangirten Fratschlerin vom Naschmarkt, war ein liederliches Tuch, aber keingemeiner Kerl. Er machte Schulden, erhaute auf, er war faul, wechselte mit der Condition, war bald Fleischhacker, bald Fiaker, bald vazirend, aber immergestellt. Das schwarze Haar fettglänzend in die Schläfen hereingestrichen, das dunkle Schnurbärtchen über