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Die böhmische Köchin spricht nur Küchensachen oder Schelt­worte. Ihr ganzes Seelen wesen bewegt sich in diesen beiden Regionen. Siebuttert Flüche in einer Kasserolle/ Sie veruntreut niemals Geld, wie die Wiener Köchin, aber desto mehr gute Bissen für den Wenzel. Und jede dieser Veruntreuungen wird ihr verziehen, denn sie hat viel geliebt.

Die böhmische Köchin ist mehr Rage als Weib. Um den Uebergang zum denkenden Geschöpfe zu bilden, dazu fehlt ihr vor allem die Koketterie. Der AVenzel und die versalzene Suppe . . . das bewegt ja selbst die Hauskatze in ihrem Herzen!

Der Wiener Hausherr, wie er jetzt existirt, ist xebenfalls erst neuerfunden. Der alte Wiener Hausherr schwankte immer zwischen Gutmüthigkeit und der Würde, er war ja reich! Das Geld war da Nebensache. Fr durfte sich nur den Parteien gegenüber nichts vergeben! Er ging gern durch die Höfe im Schlaf­rock - das gestickte llauskäppchen auf dein Kopfe. Er brummte immer, aber man fürchtete ihn nicht.

Er stand sogar bei den Taufkindern seiner Parteien zu Gevatter, und beschenkte sie dann reichlich.

Der Hausherr von heute ist ein unheimliches Wesen. Er hat das Haus weder erwirthschaftet noch ererbt. Er hat es ge­baut; gebaut, um reicher zu werden.

Das Gebäude selber ist ihm fremd; keine Erinnerung an seine Knabenzeit, kein pietätsvoller Gedanke hängt mehr daran. Es ist ihm nur eine Geldpresse. Die Partei selber ist ihm die Avill- kommene Beute, Avie der Spinne die Fliege. .

Der Wiener Hausmeister ist ebenfalls eine unausrottbare Spezies. Er Avird gewöhnlich durch die Hausmeisterin repräsentirt. Diese ist für sämmtliche Parteien des Hauses unfehlbar. Jedes ihrer Worte hat Gesetzeskraft, und vor der Laune dieses häss liehen und brutalen Weibes muss sieh der anständige Beamte, die distinguirteste Familie beugen, wenn sie nicht ein Zigeunerleben führen Avollen. Denn die Hausmeisterin kündigt und steigert, be­straft und belohnt. Sie tritt in die Wohnung der Partei Avie eine