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Gönnerin und zankt in derselben wie eine Höckerin. Gegen die Wiener Hansmeisterin gibt es keinen Reeurs. Und wenn sic heute verlangte , dass sämmtliehe Haustliiere ausgerottet und dass alle Kinder durch das Schwert vertilgt würden -- cs müsste ge­schehen! Denn die Hausmeisterin ist Rattenfänger von Hameln und Herodes zugleich. Und wenn dieses alte hässliche Weib schlechter Laune ist, kündigt sie dennoch über dem Sarge des Kindes, welches man ihr zu Liebesterben liess, nur um nicht ausziehen zu müssen! Diese Hausmeister-Tyrannen, denen ein Hausherr plein pouvoir gibt, trotz ihrer Habsucht, ihrer Gemein­heit und ihrer Unehrlichkeit, sind nur in Wien zu finden. In andern Residenzen ist das Zinshaus oft eine Höhle, in Wien ist es eine Zwickmühle.

Ein Anderes ists freilich mit den Ringstrassen-Palais, dessen Eigenthümer der Ringstrassen - Banquier ist. Der Baron hat das Haus nicht erbaut, um die Leute zu schinden, sondern um sie zu blenden. Er erwartet davon mehr als Zinsen, er erwartet Credit. Er hat es mit fürstlicher Pracht ausgestattet, und leitet es auch mit fürstlicher Hoheit. Wenn es ginge, so würde er zu allen Fenstern zugleich herausschauen.

Er hat Geld, und man sieht das an der Vergoldung der Friesen, an dem Golde seiner Uhrkette, an dem Goldbracelet seiner Gattin. Er weiss selber nicht recht, was er mit diesem embarras de riehesse an Gold will. Er verfällt dann auf einen Orden. So­bald er den Orden hat,creditirU er für einen Titel. Sobald er den Titel hat, fängt er von vorne an. Er gibt seinen Kindern ein reiches Monatsgeld, nur damit er sie darum beschwindeln kann. Dabei hat er ein wirklich edles Herz, thut Gutes, ohne es immer in die Zeitung zu setzen, und erfreut sich innig an seiner Gattin, weil sie fürstliche Husarenoffiziere zur Tafel zu ziehen ver­steht, und also in diesem Falle derFiakermili, einer bekannten Grösse der Demimonde, erfolgreiche Concurrenz macht.

Die Sodaliske ist abermals ein ganz eigenartiger Typus. Sie ist stets zu wenig hübsch, um beim Sperl reüssiren zu können,