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Die beiden (man möchte noch immer sagen die drei!) Brüder Strauss sind ebenfalls eine Specialität Wiens. Keine andere Residenz der Welt hat einen so populären Compositeur und Virtuosen in Einer Person aufzuweisen, wie Wien in Johann Strauss. Seine Walzer schmeicheln sich überall in jedes Herz, in alle Seelen; er ist erheiternd und universell wie guter Wein. Was Musard speciell für Paris war, ist Johann Strauss für die ganze Welt. Es gibt nichts Verführerischeres als seine Melodien, nichts Ilinreisseiuleres als seine Tänze. Viel trägt auch zu dem Lustre seiner persönlich dirigirten Conccrte die bestechende interessante Persönlichkeit des Compositeurs selber bei.

Nach ihm ist Ziehrer der beliebteste Kapellmeister, wie denn überhaupt Wien überreich ist an vorzüglichen, mustergiltigen Regimentskapellen, von welchen Hess und die Deutschmeister obenan stehen.

Unter den Musikgrössen darf man Suppe nicht vergessen, den liebenswürdigen Tondichter und prächtigen Dirigenten. Auch das weltberühmte Florentiner - Quartett Backers muss man unter den musikalischen Merkwürdigkeiten Wiens anführen, da es docli eigentlich hier sein wahres Zuhause uüd die Wiege seines Ruhmes hat. An fernere Virtuosen, die entweder durch ihre Her­kunft oder durch längeren, bleibenden Aufenthalt mit der Wiener Tonkunst untrennbar verwachsen sind, möchte ich den Cellisten Popper, die liebliche Sophie Menter, die Pianistin; Frau A u s p i t z - K o 1 a r und die weitrenommirten Gesangslehrerinnen Passy-Kornet und Roch holz - Fa lkoni nennen.

Die Wiener Oper hat ihre Glanzperiode schon hinter sich. So schöne Kräfte*sic auch aufzuweisen haben mag, sie hat nimmer wieder die frühere Höhe erreicht wie zu den Zeiten Standigl's, Wilds, der Jjiitzcr, der II einfetter, der Schodel, der Zeer, der Schwarz, der Ney, der Wildauer, der Ozillag, der Stegers, Erls, Anders etc.

Die Zeit der mustergiltigen Wiener Oper ist vorüber; denn an klassischen Sängern besitzt es zur Zeit nur noch zwei: Beck

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