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sammenwirken einzig und allein die Möglichkeit einer wirklich gedeihlichen Iugendbildung und Jugenderziehung gelegen ist. Mit großer Befriedigung kann der Unterzeichnete konstatieren, das zwischen Elternhaus und Lehrer­schaft stets ein freundliches Verhältnis und gutes Einvernehmen geherrscht hat zum Frommen der Jugend, daß die Eltern von dem hohen Werte der gemeinsamen Erziehungsarbeit selbst überzeugt waren oder sich gerne überzeugen ließen und daß infolgedessen die von der Schule getroffenen Maßnahmen fast durchwegs auch im Elternhause das gewünschte Ver­ständnis und die notwendige Unterstützung fanden.

Das letzte Wort des Unterzeichneten gilt den lieben Schülerinnen, die seinen stets wohlgemeinten Worten, Belehrungen und Mahnungen auch ein einsichtsvolles Gemüt, einen willigen Gehorsam und ein em­pfängliches Herz entgegengebracht haben. Er kann es mit Genugtuung offen aussprechen, daß unter den Schülerinnen der Anstalt ein guter Geist herrscht, daß der Unterricht deren jugendliche Gemüter fessellt, daß ihnen das Lernen mehr zur Lust als zur Last wird und daß sie darum auch durchwegs gerne die Schule besuchen, gerne in ihr weilen und stets schwer von ihr scheiden. Hat der Unterzeichnete auch aufgehört, ihr Lehrer und Leiter zu sein, so hört er nicht auf, ihr Freund zu bleiben, der an ihren ferneren Lebensgeschicken stets warmen Anteil nehmen wird.

Von der Ansicht durchdrungen, daß das Lyzeum nicht bloß eine wissenschaftliche Lehranstalt, sondern vornehmlich auch eine sittliche Bildungsstätte sein solle, hielt sich der Unterzeichnete bei seinem Walten in Amt und Schule stets das Wort eines großen Schulmannes als Richtschnur vor Augen:Reine Klugheit und selbst keine Weisheit erzielt, was allein ein warmes Menschen herz zustande bringt: ein Herz für die Sache, die zu lehren ist, und für die Menschen, denen sie gelehrt werden soll".

Nach diesen Grundsätzen hat der Unterzeichnete fast durch ein Lustrum die ihm anvertraute Anstalt und Jugend zu leiten getrachtet.

Allen sagt der Scheidende ein dankbares und herzliches Lebewohl!

Dr. Franz Thalmayr.