CARL TRAUG. FÖRSTER & SÖHNE

K. K. PRIV. FEINTUCH- USD SCHAFWOLLWAAREN-FABRIK

BIELITZ.

m Jahre 1839 eröffnete Carl Traug. Förster zu Bielitz eine Weberei, in welcher er mit 20 Arbeitern jährlich circa 300 Stück Tuch erzeugte. Der Betrieb war ein manueller und erst 1854 kamen die erste Dampfmaschine von zehn Pferdekräften, sowie zwei Satz-Spinnstühle mit Mule Jennys und einige Appreturmaschinen zur Aufstellung. Unter der Entwickelung günstiger Verhältnisse beschäftigte sich die Firma fast zwanzig Jahre hindurch ausschliesslich mit der Erzeugung von glatten Tuchen für den Bedarf im Inlande und erwarb sich durch die Güte und Preiswürdigkeit derselben einen guten Ruf. Anfangs der Sechzigerjahre beg'ann sie mit einigen anderen Bielitzer Firmen für den Export nach dem Orient zu arbeiten, welches Absatzgebiet heute circa die Hälfte ihrer gesammten Erzeugnisse absorbirt.

Die durch Fleiss und Thätigkeit des Gründers gewachsene Production erforderte 1861 eine Vergrösserung- der Fabrik. Es wurde ein zweistöckiger Neubau und ein Maschinenbaus für eine 35pferdige Dampfmaschine errichtet, 20 mechanische Webstühle aufgestellt, ferner eine vollständige Appretur eingerichtet, sowie die Färberei in den Bereich der Thätigkeit der Bielitzer Fabrik gezogen. Allein bereits 1872 mussten abermalige Erweiterungen und Neuanschaffungen vorgenommen werden, wodurch die Fabrik den Umfang erhielt, den sie heute besitzt. Heute umfasst die vollständig eingerichtete Fabrik eine yopferdige Dampfmaschine, 1 Cornwallkessel, 1 Röhrenkessel, 7 Setzkrempel, 4 Selfactoren, 3 Mule Jennys, 50 mechanische Webstühle und eine complet eingerichtete Appretur und Färberei, in der zahlreiche Maschinen neuesten Systems in Bewegung sind, die sämmtlich aus dem Inlande stammen. Die mit Gas beleuchtete Fabrik besitzt eine eigene Schlosserei und Tischlerei. Die heutige Production umfasst 50006000 Stück glatte Waare, die theils im Inlande abgesetzt, aber auch nach der Türkei, Persien, Aegypten, Marocco, Japan und China exportirt wird. Die Firma sieht darauf, nur solide, preiswürdige Waaren zu erzeugen, unter denen eine Specialität, mit welcher C. T. Förster bahnbrechend gewirkt, die feinen Strichwaaren, feinen Palmerston bilden.

Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitern, deren Zahl circa 150 beträgt und von denen viele einen Zeitraum von 2535 Jahren der Fabrik ang-eliören, ist das denkbar beste. Die Fabrik besitzt ein eigenes Gebäude für Wohnungen der Beamten und unterstützt die bestehenden Arbeiter-Ivrankencassen mit der Hälfte des erforder­lichen jährlichen Beitrages.

Im Jahre 1879 traten die beiden Söhne des Gründers, Carl Friedrich und Erich Traugott, als offene Gesell­schafter in die Firma ein, allein bereits 1885 starb Carl Friedrich Förster. Als im Jahre 1888 der Gründer des Hauses, Carl Traugott Förster, mit dem Tode abgieng, blieb Erich Traugott Förster alleiniger Eigenthümer.

Auf den Ausstellungen in Wien, Triest, London, Paris, Melbourne etc. wurde die Firma mit ersten Preisen aus­gezeichnet und im Jahre 1879 wurde ihr Gründer mit dem goldenen Wrdienstkreuze decorirt. Eine weitere Auszeichnung wurde der Firma und ihrem Begründer durch Verleihung der Medaille des persischen Sonnen- und Löwen-Ordens zutheil.

So hat sich die Firma zu einem ansehnlichen Unternehmen gmporgearbeitet, das heute seine Erzeug-nisse in fast allen Erdtheilen absetzt; der beste Beweis für seine Leistungsfähigkeit ist wohl der, dass es in jüngster Zeit auch in China und Japan gegen englische und deutsche Erzeugnisse mit Erfolg concurrirt.

Die Gross-Industlie. IV.

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