auch durch neue, zweckentsprechende ersetzt, eine das ganze Unternehmen mit der nöthigen Kraft speisende Anlage eingeführt und die Zahl der Arbeiter, entsprechend den geänderten Verhältnissen, vermehrt. Das neu eingerichtete Unternehmen, in welchem jedoch der alte Geist strenger Reellität und Tüchtigkeit fortlebte, hatte Glück; der Absatz steigerte sich in der kurzen Frist zweier Jahre so bedeutend, dass auch das neue Etablissement, trotz der vorge­nommenen Vergrösserungen und Verbesserungen, den .einlangenden Bestellungen nicht mehr genügen konnte. Deshalb entschloss sich Carl Friedrich Hess ein zweites Fabriks-Etablissement an sich zu bringen, das damals in Biala zum Verkaufe ausgeboten war. Der Ruf der Firma war nach 30 Jahren ihres Bestandes gefestigt, sichere Märkte für ihre Erzeugnisse gewonnen und ein Stock stabiler Kunden erworben, der sich, Dank der Vorzüglichkeit und Billig­keit der gelieferten Waare, stetig vermehrte. Carl Friedrich Hess legte darum noch lange nicht die Hände müssig in den Schoss, sondern im vollen Verständnisse der Wahrheit, dass Stillstand Rückstand bedeute, war es sein Sinnen und Trachten, mit seiner Production auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

Darum nahm er 1880 unter seine Production auch die Erzeugung von glatten Kammgarnstoffen auf. Bei dieser Gelegenheit erhielten die beiden bestehenden Betriebsstätten einen bedeutenden Zuwachs an Neubauten; auch die innere Einrichtung wurde einer abermaligen gründlichen Reform unterzogen, indem erhebliche Verbesserungen, ja gänzliche Neuerungen stattfanden.

Im Jahre 1891 schloss der Gründer des Hauses Carl Friedrich Hess die Augen für immer!

Ein Seif made man in dem eigentlichen Sinne des heute so viel missbrauchten Wortes hatte er durch sein ehrenhaftes Leben das volle Vertrauen und die Achtung seiner Mitbürger genossen, die ihm durch Verleihung von Ehrenämtern und Vertrauensposten Beweise ihrer Werthschätzung gaben.

Ihm folgte in der Leitung sein Sohn Gustav Hess, der gegenwärtige Firmaträger, als alleiniger Inhaber. Mehr­jährige Ihätigkeit an der Seite des Vaters in der Führung der ausgedehnten Fabriken hatten ihn, der die Schule des Verstorbenen genossen, vollbefähigt für seine verantwortungsvolle Aufgabe. Der vom Gründer überkommenen Tradition getreu, wurden auch unter dem neuen Lenker des Etablissements wiederholt technische Verbesserungen und nothwendig gewordene Vergrösserungen vorgenommen, um mit den Erzeugnissen nicht hinter der so mächtigen Concurrenz zurückzubleiben, insbesondere wurde die Fabrication glatter Kammgarnstoffe zu einer hohen Stufe der Vervollkommnung gebracht. Die von der Firma erzeugten Stoffe für feinere Herrenkleidung sind weit und breit als Specialität anerkannt und werden auch auf Plätzen ausserhalb Oesterreich-Ungarns in grossen Mengen abgesetzt.

. So insbesondere in London, Huddersfield, Paris, Elbeuf, Brüssel, Warschau, Moskau und Petersburg. Der Export auf diese Plätze beschränkt sich nicht blos auf genannte Artikel, sondern umfasst überhaupt alle Erzeugnisse der Firma.

Ein flüchtiger Vergleich zwischen dem heutigen Etablissement mit dem ursprünglichen von anno 1849 illustrirt in deutlichster Weise den Fortschritt und Aufschwung des aus so beschränkten Verhältnissen aufgewachsenen industriellen Unternehmens.

Unter dem Schutze einer fürsorglichen und friedfertigen Regierung, die durch eine gesunde und weise Handelspolitik eine der grössten Steuerkräfte im Staatshaushalte treffliehst förderte, gelang es Carl Friedrich Hess, durch eine mehr als vierzigjährige Arbeit seine Firma unter die ersten der Monarchie einzureihen.

Derzeit beschäftigen die Fabriken über 450 Arbeiter. Dort, wo einst 2 Handwebstühle, die von 3 Arbeitern in Bewegung gesetzt wurden, arbeiteten, sind heute 150 mechanische Webstühle modernster Construction aufgestellt. Die zum Betriebe derselben nöthige Kraft stellen drei grosse Dampfmaschinen bei. In zwei mächtigen Dampfkesseln wird der nöthige Dampf erzeugt; ausserdem stehen noch zwei Dampfkessel in Reserve.

In allen Fabriksräumen ist durchgehends Dampfheizung eingeführt und sind dieselben theils elektrisch, theils mit Gas beleuchtet. In den hohen, hellen und weiten Räumen der Betriebswerkstätten sind die Ventilationsapparate in bester Weise durchgeführt, wie denn überhaupt alle Grundsätze rationeller Fabrikshygiene ausgedehnteste Be­rücksichtigung gefunden haben. Ausser der staatlich gebotenen Vorsorge, betreffend die Unfall- und Krankenver­sicherung, war es das Streben des Gründers wie auch des jetzigen Chefs, die Arbeiter gegen die Wechselfälle des Alters etc. durch munificante Stiftungen zu sichern. Für entfernt wohnende Arbeiter sind besondere Schlafstellen eingerichtet, die allen sanitären Anforderungen entsprechen. Das Verhältnis zwischen Arbeitern und Arbeitgeber ist ein friedliches, das bis nun keinerlei Störungen erlitten hat. Bedeutend ist die Zahl der Arbeiter, die eine lange Reihe von Jahren in dem Etablissement beschäftigt sind.

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