CHR. GEIPEL & SOHN
FABRIK WOLLENER UND HALBSEIDENER MODEKLEIDERSTOFFE
ASCH.
ründer des Hauses war Nicolaus Geipel, der sich seit dem Jahre 1824 mit der Erzeugung - von Umhängetüchern aus Baumwolle, Halbwolle und Halbseide befasste.
Mitte der Vierzigerjahre betheiligten sich dessen Söhne Heinrich und Christian Geipel an dem Unternehmen, und zwar widmete sich ersterer der Fabrication, während Christian Geipel für den Verkauf der Waare in der Zweigniederlassung in Wien thätig war. Weiters hat die Firma auch in Prag eine Filiale.
Nach dem im Jahre 1849 erfolgten Ableben des Heinrich Geipel trat Heinrich Jaeger als Gesellschafter ein, und von da ab wurde das Geschäft unter der Firma Geipel & Jaeger weitergeführt.
Christian Geipel übernahm im Vereine mit seinem Vater die Leitung der Fabrik, Heinrich Jaeger die der Wiener Niederlage.
Von dieser Zeit an nahm das Unternehmen, das durch den schöpferischen Geist des Christian Geipel auf ein neues Gebiet •— die Erzeugung von halbwollenen buntfärbigen Damenkleiderstoffen — gelenkt worden war, mehr und mehr Aufschwung. Durch guten Geschmack in der Musterung und durch solide Qualität fand der damals auf den Markt gebrachte Artikel »Poil de chèvre« grossen Absatz.
Während die Frühjahrsproduction auf leichtere Stoffe, wie Barège und andere Fantasiegewebe Bedacht nahm, wurden für den Herbst dichte Qualitäten vorbereitet.
So kam unter Anderem Anfangs der Fünfzigerjahre der Artikel »Lama« in den Handel und erfreute sich, seiner Dauerhaftigkeit wegen, lange Zeit hindurch grosser Beliebtheit.
Dem Geschmacke der ländlichen Bevölkerung wurde durch Erzeugung effectvoller Halbseidenstoffe besonders Rechnung getragen. Unter diesen spielten in den Sechzigerjahren die Qualitäten mit Eisengarneintrag eine grosse Rolle.
Einen ungeahnten und für die Ascher Industrie entscheidenden Aufschwung nahm die im Jahre 1868 von der Firma Geipel & Jaeger eingeführte Flanell-Fabrication. Sie bewirkte nach und nach den Uebergang von halbwollenen auf reinwollene Stoffe.
"Anlässlich der Weltausstellung im Jahre 1873 in Wien wurde der Firma von der Jury das Ehrendiplom zuerkannt, und Christian Geipel von Sr. Majestät durch die Verleihung des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.
Mitte der Siebzigerjahre entschlossen sich die Firmaträger zum Baue einer umfangreichen mechanischen Weberei, die 1876 in Betrieb gesetzt wurde. Nebstbei konnten jedoch noch immer eine grosse Anzahl Handstühle weiter beschäftigt werden.
Im Jahre 1877 machte die Fabrik den ersten Versuch, reimvollene Cachemire herzustellen. Durch Einrichtung aller maschinellen Behelfe und Vervollkommnung der Färberei und Appretur gelang es nach und nach, die sogenannten Geraer Artikel in Asch auf jene Stufe der Vollendung zu bringen, die einen erfolgreichen Wettkampf mit dem Auslande möglich machte. Seitdem ist die Fabrication der Wollwaaren ein bedeutender Zweig der Ascher Industrie geworden.
Christian Geipel gelang es auch, die Erzeugung der von der jeweiligen Moderichtung geforderten feinsten Stoffe einzuführen, und ist es seinen unausgesetzten Bestrebungen zu danken, dass die Firma in Oesterreich auf dem Gebiete der Damenmode tonangebend geworden ist.
Im Jahre 1877 zog sich Heinrich Jaeger ins Privatleben zurück, nachdem er durch nahezu 30 Jahre durch seinen hervorragenden Fleiss und sein tüchtiges kaufmännisches Wissen in einmüthigem Zusammenwirken mit seinem treuen Freunde wesentlich zur Förderung des Unternehmens beigetragen hatte.
Nun trat Gustav Geipel, Sohn des Christian Geipel, als öffentlicher Gesellschafter in die Firma ein, die von da an in Chr. Geipel & Sohn umgeändert wurde. Den gediegenen Fachkenntnissen und der regen Thätigkeit dieser neuen Kraft verdankt das Haus viele Erfolge und vortheilhafte Einrichtungen.
Chr. Geipel.
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187