behörden, in erster Linie aber bei der k. und k. Heeresverwaltung für den Bedarf von Leib- und Bett­wäsche. Soweit die zu treffenden Maassregeln nun in der Competenz des Ackerbau-Ministeriums lagen, wurden sie in der That in glücklichster und raschester Weise der Verwirklichung zugeführt, mit welcher in zwei Hauptpunkten das Ministerium den »Verband« betraute. Diese waren:

a) Die Versuchsstation für Flachsbau und Flachsbereitung in Trautenau und

b) die Central-Vermittlungssteile für den directen Import russischer Säe-Leinsaat.

Der Erlass des hohen k. k. Ackerbau-Ministeriums vom 23. März 1893 war der Ausgangspunkt der Begründung der Versuchs-Station für Flachsbau und Flachsbereitung in Trautenau. Auf Grund der darin geäusserten Wünsche des Ministeriums wurde vom Verbände das Organisations- und Thätigkeits- programm vorgelegt und genehmigt und dem Verbände auch eine Subvention auf zehn Jahre gewährt.

Diese Thätigkeit zerfällt in drei Theile:

a) In den landwirthschaftlichen Theil (praktischer Anbau, Ernte etc.),

b) in den landwirthschaftlich-technischen Theil (Röste, Ausarbeitung des Flachses, Anstalten, Ma­schinen und Geräthe hiezu etc., Samencontrolen, Bodenproben etc.),

c) in den industriellen Theil (gewerbliche Verarbeitung, Spinnerei, Weberei, Bleicherei, Färberei, Appretur, Prüfung der Faserstoffe etc.),

So kann sich die österreichische Leinen-Industrie vermöge der Mithilfe der Regierung rühmen, eine in ihrer Art einzige Anstalt zu besitzen, welche die gesammte Production, vom Rohstoff angefangen bis zum fertigen industriellen Erzeugnis, zum Gegenstände exacter Forschung und auch gewerblicher und commerzieller Controle macht.

Seit ihrem kaum vierjährigen Bestände hat denn auch die Versuchsstation sowohl ihrem inneren Wirkungskreise Rechnung getragen, als auch bei öffentlichen grossen Actionen der Regierung zur Hebung des Flachsbaues mitgewirkt.

Sie hat einerseits für die landwirthschaftlichen und industriellen Mitglieder des Verbandes aller Productionszweige, Flachsbau, Brecherei, Spinnerei, Weberei, Bleicherei, die ständig einlaufenden Unter­suchungen über Boden, Samenarten, Beschaffenheit von Wässern zur Röste, Bleiche etc. und anderen Hilfsstoffen, Gewebefehler, Bleichfehler u. s. f. zu begutachten. Andererseits functionirt sie auch als die centrale Fach-Versuchsstation für die Flachsmusterfelder, welche das hohe k. k. Ackerbau-Ministerium seit drei Jahren in den nördlichen Ländern unter Mitwirkung der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaften und Landescultur-Räthe errichtet hat. Sie ist die Controlstelle für die von der Central-Vermittlungsstelle für den russischen Leinsamen-Import einlaufenden Samen und vollzieht auch die Functionen einer meteoro­logischen Beobachtungsstation für Trautenau.

Sie erstattet monatlich in der Verbandszeitschrift »Flachs und Leinen« einen Bericht, hat auch einen Jahresbericht an das k. k. Ackerbau-Ministerium erstattet und in den Broschüren »Die Flachsfaser in chemischer und technischer Beziehung« und »Der Leinsame in botanischer, chemischer und landwirt­schaftlicher Beziehung« die ersten Forschungsresultate wissenschaftlicher Natur niedergelegt.

Ebenfalls unter oberster Controle des k. k. Ackerbau-Ministeriums ist der Verband zur Begrün­dung der »Central-Vermittlungsstelle für den directen Import russischer Säe-Leinsaat in Trautenau« geschritten, welche nunmehr schon seit vier Jahren eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet, da sie die Wünsche der »Flachs-Enquete« hinsichtlich der Beschaffung einer wohlfeilen und vollkommen verlässlichen Säe-Leinsaat für die Landwirthe bisher in so befriedigender Weise erfüllte, dass sie wiederholt mit der besonderen Anerkennung des Ackerbau-Ministeriums beehrt wurde.

Die Central-Vermittlungsstelle ermöglicht es zum ersten Male, den Landwirthen die beste und durch die Versuchsstation controlirte Säesaat unmittelbar von den ersten russischen Samenhandlungs- Firmen zukommen zu lassen, so dass auch der Preis sich theils durch die Vermeidung der Erhöhung derselben durch den Zwischenhandel, theils durch die blosse Anrechnung der Wagenladungs-Tarife und den Verzicht auf jeden Geschäftsgewinn von Seite des Verbandes ausserordentlich verwohlfeilt.

Wenn wir nun zu den Functionen des Verbandes selbst zurückkehren, so möchten wir noch ausser den beiden erwähnten Anstalten desselben, der Versuchsstation und der Samen-Central-Vermittlungs- stelle, der zwei ständigen periodischen Publicationen der Verbandskanzlei erwähnen: a) der Monatsschrift »Flachs und Leinen«, welche seit dem Mai 1894 als einziges ausschliessliches Fachblatt für Flachsbau und Leinen-Industrie in Trautenau erscheint, von dem Verbandssecretär Dr. Ernst von Stein redigirt wird