und einen Ueberblick über die Volkswirtschaft, Statistik der Marktverhältnisse, die landwirthschaftlichen Fragen und die Literatur des Fachgebietes verleiht, b) des Flachskalenders, der seit fünf Jahren, ebenfalls vom Verbandssecretär redigirt, als zweiter Haupttheil des Haaseschen Landwirthschaftlichen und Flachsbaukalenders erscheint. Endlich dürfen wir eine fünfte Veranstaltung des Verbandes nicht unerwähnt lassen: Die Central-Verkaufssteile für Normalleinen in Mährisch-Schönberg.

In der traurigen Erkenntnis, dass der Consum des heimischen Leinens sogar unter den flachsbauenden Landwirten durch die Concurrenz der billigeren, wenn auch minderen Baumwolle im starken Rückgänge sei, und dass die Werthschätzung der guten alten Leinwand sich immer mehr verliere, traten vor drei Jahren die hervorragendsten Leinen-Webereien des Verbandes, sowie die Spinnereien zusammen, um eine Reihe von 36 Leinentypen zu schaffen, die mit der grössten Solidität und Wohlfeilheit auch die Anpassung an alle Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung in sich vereinigen. Unter Mitwirkung der flachseinkaufenden Spinnereien soll es dem Landwirte bei Gelegenheit seines Flachsverkaufes ermöglicht werden, aus dem vom Käufer vorgewiesenen Normalleinen-Musterbuche Bestellungen zu machen und dieselben mit einem Aequivalente des eben verkauften Flachses zu bezahlen.

Zum Behufe der prompten Ausführung dieser Bestellungen, aber auch des directen Verkaufes hat die Ortsgruppe des Verbandes in Mährisch-Schönberg eine Central-Verkaufsstelle errichtet, welche auch eine Institution ist, die wohl einzig in ihrer Art besteht.

Die neuesten Bestrebungen der Leinen-Industrie und des Flachsbaues, sich wenigstens auf der bis­herigen Höhe der Entwickelung zu erhalten und insbesondere sich die vollste Aufmerksamkeit der hohen Regierung zu verdienen, fallen seit vier Jahren nahezu ganz mit den Aufgaben zusammen, welche sich der Verband der österreichischen Flachs- und Leinen-Interessenten für seine Thätigkeit zur gemeinsamen Vertretung sämmtlicher Interessen des Flachsbaues und seiner Gewerbe gestellt hat. Er ver­eint die allermeisten grösseren landwirthschaftlichen flachsbauenden Vereine und Landwirthe, von denen er als Mitglieder 21 Vereine und 34 Landwirthe zählt, und fast sämmtliche Flachsspinnereien, Reinleinen­webereien und Bleichereien Oesterreichs, von denen ihm 37, respective 35 und 10 angehören und endlich auch von 6 landwirthschaftlichen Schulen und k. k. Webschulen zusammen 143 Mitglieder. Er hat sich in seinem Fache als Berather nicht allein der Handelskammern, sondern auch der hohen Landesculturräthe und k. k. Landwirthschafts-Gesellschaften in so manchen Actionen bewährt. Er versuchte es, in allen landwirthschaftlichen und industriellen Fragen bei neuen legislativen oder administrativen Maassregeln Stellung zu nehmen (wie z. B. in den Fragen der Militärleinenwäsche, der Salzdünger- Bezugserleichterung für die Landwirthe, der Gesetzentwürfe über Qualitäts- und Quantitätsschutz, über Herkunftsbezeichnung, über Heimarbeit etc., der Handelsverträge und Zölle, der Reorganisation des Consulatswesens, der Handelsstatistik des Flachses und Leinens u. a. m.).

Der Verband versuchte seinen Standpunkt nicht allein durch Petitionen, Eingaben, Gutachten und literarische Arbeiten, sondern auch innerhalb der grossen Corporationen, in welchen er officiell zum Theil als Mitglied vertreten ist, wie: dem Landesculturräthe für das Königreich Böhmen, der k. k. mährischen Landwirthschafts-Gesellschaft (durch seine Ortsgruppe in Mährisch-Schönberg), dem Central-AVrbande der Industriellen Oesterreichs in Wien, aber auch den Handelskammern von Reichenberg, Olmiitz, Troppau, dem k. k. österreichischen Handelsmuseum in Wien, wie auch der k. k. Permanenz-Commission des k. k. Handelsministeriums zur Bestimmung der Handelswerthe, dem Landwirthschafts- und Industrierathe zur Geltung zu bringen.

Die gegenwärtige Lage der Leinen-Industrie in ihrer Stellung zum inneren Consum und zum

Weltmarkt.

Die Arbeiten, deren der Verband der österreichischen Flachs- und Leinen-Interessenten in sta­tistischer Beziehung seit seinem Bestehen beflissen war, um die ehemals im Einzelnen weniger gekannte Lage der Leinen-Industrie für sich und in ihrer Stellung zu den übrigen vaterländischen Industrien zu erforschen, ermöglichen es uns auch, zum Schlüsse noch einen kleinen Gesammtüberblick über das gegen­wärtige Leben des heimischen Flachsbaues und der Leinen-Industrie zu geben, wie es sich in dem Augen­blicke entwickelt, wo alle Berufszweige und Industrien den Thron des gütigen Herrschers umdrängen und eine jede sich beeifert, zu erweisen, dass sie unter diejenigen grossen Erwerbsgruppen Oesterreichs ge­höre, die sich unter der fünfzigjährigen weisen Herrschaft ihres geliebten Monarchen die meiste Beachtung

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