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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
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LEOPOLD KURTZ SÖHNE

KLEIDER- UND WÄSCHE-FABRIKEN

WIENLINZPROSSNITZ.

eopold Ivurtz, der Senior des Hauses, wurde in Holicz (Ungarn) geboren und übersiedelte im Jahre 1851 nach Oberösterreich, wo er sich unter grossen Mühen seinen Lebensunterhalt als Handels­mann erwarb. Gerade zu dieser Zeit kam die Erzeugung der breit gestreiften sogenannten Linzer Bettgradein in P'lor, welches Fabrikat einen bedeutenden Absatz fand und sogar nach Italien ausgeführt wurde. Dieser Aufschwung brachte Leopold Kurtz auf die Idee, mittelst seiner sauer ersparten wenigen Gulden aus diesen Gradein, und zwar aus schmalen Streifen, sowie auch von anderen farbigen Baumwollwaaren, die in der Umgebung von Linz erzeugt wurden, Wäsche anzufertigen und in den Handel zu bringen.

Gar bald fand dieser neue Artikel grossen Anklang, insbesondere bei der Arbeiterclasse. Somit heisst Leopold Kurtz sen. mit Recht der Gründer der heutigen Arbeiterwäsche-Fabrication in Oesterreich. Durch das Princip, stets nur gutes Rohmaterial zu verarbeiten und durch unermüdlichen Fleiss gelang es Leopold Kurtz, unter­stützt von seiner treuen Gattin, welche sich mit vollster Hingebung dem Geschäfte widmete, in einem Jahre 30 bis 40 Arbeiter vollauf zu beschäftigen. Bald hatte sich der Firma-Inhaber den Ruf eines tüchtigen und reellen Geschäfts­mannes erworben.

Im Jahre 1870 war das Geschäft bereits ein angesehenes Pin gros-Haus geworden. Als zu gleicher Zeit die Söhne aus der Schule traten, wurden diese unter der strengen Leitung ihrer Eltern zu tüchtigen Fachleuten heran­gebildet. Nach kurzer Zeit gelang es, dieselben als Reisende zu verwenden, welche es auch verstanden, den neuen Artikel »Arbeiterwäsche« nicht nur in Oesterreich-Ungarn, sondern auch in Rumänien und Bulgarien einzuführen. Unter glücklichen Umständen blühte das Geschäft immer mehr und mehr, so dass sich Leopold Kurtz veranlasst fand, ausser der Wäsche- P'abrication auch die Erzeugung- von Arbeiterkleidung zu pflegen, worin er gleich­falls einen bedeutenden Ruf errang.

Im Jahre 1895 übergab Leopold Kurtz das En gros-Geschäft seinen Söhnen, welche heute die P'irma Leopold Kurtz Söhne bilden, behielt sich aber aus zu mächtiger Gewohnheit an Arbeit und Thätigkeit das alte Stammhaus am Franz Josephs - Platz, aus welchem im Laufe der Zeit allmählich das heutige Etablissement entstanden war, vor. Nach Uebergabe des Geschäftes an die Söhne wurde dieses den Anforde­rungen der Neuzeit entsprechend eingerichtet und insbesondere mit den neuesten Zuschneidemaschinen ausgestattet. Die jetzige Firma beschränkt sich nicht mehr allein auf die Erzeugung von Arbeiter-Wäsche und -Kleidern, sondern gieng auch auf die P'abrication feiner und moderner Herren- und Knabenkleider über. Im Jahre 1897 wurden die Zweigfabriken in Prossnitz und Wien eröffnet. Um der feinen Waare ein grösseres Absatzgebiet zu schaffen, wurden Filialen in Bregenz, Linz, Leoben, Salzburg und Steyr errichtet.

Das Aufblühen und Gedeihen des Geschäftes ist dem eisernen Fleisse und der strengen Solidität des Gründers Leopold Kurtz sen. und seiner Gattin zu verdanken.

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