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Handarbeitskunde für Lehrerinnen-Bildungsanstalten und zum Selbstunterrichte : vollständig in 4 Abtheilungen mit ca. 300 Abbildungen / von Gabriele Hillardt
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1. Die Schlingarbeit.

Es gibt zweierlei Arten der Schlingarbeit, und zwar:

I. Schlingarbeit, die zur Befestigung von Kanten dient;

II. Guipüreschlingerei.

I. Schlingarbeit, die zur Befestigung von Kanten dient. Hiezu werden Bogen der mannigfaltigsten Art verwendet. Die Contouren derselben sind mit kleinen Dörflichen vorzuziehen; der Raum innerhalb derselben wird mit großen Dörflichen oder mit Kettenstichen ausgefüllt.

Bei Ausführung runder oder spitziger Bogen müssen die Stiche in der Mitte derselben senkrecht, an den Seiten aber, der Richtung des Bogens folgend, etwas schief, zu Ende der Bogen aber wagrecht zu diesen liegen. Die Ecken müssen möglichst fein und scharf abgegrenzt werden. Zu diesem Zwecke sind die ersten Stiche jedes folgenden Bogens in die letzten Schlingen des voranstehenden auszuführen.

Um jene Bogen, die als Begrenzung dienen, ist der Stoff nach vollendeter Arbeit vorsichtig wegzuschneiden. Bei Gegenständen, die gewaschen werden, ist es rathsam, den Stoff erst dann wegzuschneiden, wenn der Gegenstand gewaschen und geplättet ist.

Um Tüll zu schlingen, ist ein dichter Stoff, Mull u. dgl., über denselben zu spannen und die Arbeit darüber auszuführen. Nach Voll­endung derselben ist der Stoff um die Zeichnung herum vorsichtig weg­zuschneiden.

II. Guipüreschlingerei. Bei dieser bildet ein Netz von gerad- oder krummlinig gespannten Fäden den Grund. Dieses Netz wird ent­weder mit Guipüreschnur ausgeführt, oder es werden Baumwollsäden (auch feines Roßhaar) gespannt, welche dicht mit Schlingstichen übernäht werden, ohne daß man in den darunter liegenden Stoff sticht.

Nach Vollendung des Gegenstandes ist der Stoff unterhalb der Fäden vorsichtig wegzuschneiden.

Diese Arbeit wird zur Ausführung von Chemisetten, Taschen­tüchern u. dgl. in russischer Leinwand, weiß oder roth genäht, auch zu Schutzdecken u. a. verwendet.

2. Die schottische Stickerei.

Zu dieser können nur solche Zeichnungen verwendet werden, die aus Kreisen, Ovalen oder einfachen Blättchen bestehen. Die Contouren derselben sind mit Vorstichen vorzuziehen.

Bei Ausführung kleiner Kreise ist der Stoff mit dem Stecher zu durchbohren. Bei größeren Kreisen ist in der Mitte derselben ein kleiner kreuzweiser Einschnitt zu machen. Desgleichen bei kleinen Blättchen und Ovalen. Bei größeren Blättchen und Ovalen ist ein Stückchen Stoff innerhalb, doch nicht zu nahe der Contour wegzuschneiden. Der vorstehende Stoffrand innerhalb derselben ist mit der Nähnadel auf die

Handarbeitskunde. 1. Abth. 4