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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals.

Spiegel; der Kanal ist in ihm nicht durch Dämme begrenzt, sondern nur durch schwimmende Merkmale bezeichnet; seine Achse macht hier eine scharfe Wendung gegen Südost und durchfährt die etwa 12 m über dem Meereswasserspiegel liegenden Höhen von Toussoum und Serapeum, um hierauf in die Bitterseen einzutreten, die über 200 km Oberfläche bedecken und deren Sohle zwischen 6 und 12 m unter dem Wasserspiegel des Roten Meeres liegt, mit dem die Seen früher wohl in Verbindung standen. Südlich von den Bitterseen geht der Kanal durch die nicht sehr bedeutenden Höhen von Chalouf und zieht sich dann in scharf südlicher Richtung durch niedrig gelegene Flächen nach den Lagunen von Suez und von hier in einem flachen Bogen in das Rote Meer.

Durch den See Mensaleh läuft der Kanal zwischen Dämmen, zu deren Schüttung der ausgehobene Boden, soweit er sich hierzu eignete, verwendet wurde; zum Teil aber war dieser Boden ebenso flüssiger Nilschlamm, daß er überhaupt nicht oder nur unter besonderen Schutzmaßnahmen benutzt werden konnte. So mußte man, um das Ausfließen des Dammes zu verhindern, auf eine Länge von 2 km an der Kanalseite des Dammes Pfähle in den Boden rammen und sie mit Bohlen bekleiden. Die Böschungsneigung von 3% erwies sich nicht haltbar; man gab den Dämmen kanalseitig unter Wasser eine an­nähernd fünffache Böschungsneigung, indem der Kanal im Wasser­spiegel bei 8 m Tiefe und 22 m Sohlenbreite eine Breite von 100 m (anstatt 80 m) erhielt. Hagen 91 ) bemerkt dazu:,,Nachdem der Unter­grund durch den Druck der Dämme gehörig comprimiert ist, wird die nahezu fünffüßige Dosierung wohl genügen. Jetzt schienen aber noch erhebliche Bewegungen stattgefunden zu haben, wenn, wie versichert wurde, das normalmäßige Profil wirklich bereits voll­ständig hergestellt war, da sich nur in der Mitte die Tiefe von 8 m vorfand, und die Schiffe, die nicht genau die Mitte des Kanals hielten, auch bei einem Tiefgange von nur 12 bis 13 Fuß (3,1 bis 4,8 m) mehr­fach festfuhren. In der Schwelle von El Guisr hatte der Kanal in der Höhe des Wasserspiegels nur eine Breite von 60 m erhalten, um an Erdarbeiten zu sparen. Die gleiche Verminderung der im Entwürfe vorgesehenen Wasserspiegelbreite erfuhr der Kanal in der 16 km langen Strecke zwischen dem Timsahsee und dem großen Bittersee. Bei der Grabung des Kanals in dem Serapeum war man auf eine Kalksteinbank gestoßen, deren Beseitigung große Schwierigkeiten verursachte. Am 20. Nov. 1869 fand Hagen hier auf eine längere