II.
Die wirtschaftspolitische Bedeutung.
Von Karl Heimann Müller.
I. Allgemeines.
Negrelli, Pressei und Friedrich List: Suezkanal, Bagdadbahn und nationale Volkswirtschaftslehre sind die Schöpfungen dieser Männer, deren Namen ich im Jahre 1916 in meinem Buche über die wirtschaftliche Bedeutung der Bagdadbahn in die Welt hinausrief. Diese Männer waren bemüht, der Wirtschaftspolitik des europäisch-asiatischen Festlandes einen neuen Unterbau zu geben; aber ein unseliges Geschick entriß sie ihrer Arbeit, ehe sie vollendet war und Europa hat versäumt, den Bau fertigzustellen und darauf das abendländische Wirtschaftsgebäude zu gründen. Europa baute weiter auf Flugsand. Wohl wurde der Plan Negrellis ausgeführt, der Plan Wilhelm von Presseis in die Tat umgesetzt und die nationale Volkswirtschaftslehre durchgeführt; aber alle drei Werke nicht im Sinne ihrer Schöpfer und nicht zum Nutzens Europas.
Der Suezkanal, der internationalisiert gedacht war, und der durch die gewaltige Abkürzung gegenüber dem Seewege um das Kap eine Ersparnis für den gesamten europäischen Verbrauch herbeiführen sollte, entglitt der Hand der ersten Gründergesellschaft 1 ) und wurde über Frankreich hinweg in der Hand Großbritanniens zu einem Blutegel am europäischen Wirtschaftskörper.
Die Bagdadbahn war von Wilhelm von Pressei von Haidar Pascha über Samsun — Siwas — Diarbekir nach Bagdad gedacht. Sie hätte die gesamten Bergwerksdistrikte der asiatischen Türkei durchzogen und wäre eine wirtschaftliche Bahn gewesen. Die ihren Bau durch Privatkapital sicherstellenden Mächte: Deutschland und die Schweiz ließen sich bewegen, ihre Linie noch während des Baues immer weiter und weiter nach Westen zu verlegen, so daß sie schließlich in einer Linie Haidar Pascha—Eskischehir—Konia—Adana—Bagdad das Wesen einer Wirtschaftsbahn vollständig verlieren mußte und zu einer strategischen Bahn wurde, die den Einfluß Konstantinopels auf die asiatische Türkei gänzlich ausschaltet und den britischen Schiffskanonen das türkisch-asiatische Gebiet ganz und garausliefert.
J ) Siehe Teil 2, Kapitel III.