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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals.

Suezkanals; zwei Schleusen von 33 m Länge, 8,5 m Breite und je 3 m Gefälle vermitteln die Verbindung beider Kanäle. In einer Ent­fernung von 10 km westlich des Timsahsees, zweigt mit drei Schleusen von je 2 m Gefälle ein Süßwasserkanal nach Suez ab; er umfährt die Bitterseen und zieht dann dicht neben dem Suezkanale hin, in den er südlich der Lagunen von Suez einmündet. Nach Port Said wird das Wasser durch Röhren geführt; es bestehen zwei Leitungen von je 0,16 und 0,32 m lichtem Durchmesser; mehrere kleinere und einige größere Wasserbehälter aus Eisenblech mit Brunnen sorgen für einen ausreichenden Vorrat an Süßwasser; drei Dampfpumpen beim Tim- sahsee drücken das Wasser aus dem Süßwasserkanal in die Röhren­leitungen. Auf solche Weise wird der Suezkanal in seiner ganzen Länge mit trinkbarem Wasser versorgt. Bis zu dem Zeitpunkte, wo diese Arbeiten vollendet waren, mußte das Trinkwasser in allen Strecken mit Ausnahme der Bauplätze bei Port Said und im See Mensaleh mit Kamelen zugeführt werden.

DieArbeiterfrage bildete von allem Anfänge an eine große Schwierigkeit; sie nahm geradezu eine unheilvolle Gestaltung an als die ägyptische Regierung im Jahre 1863 die Beistellung einheimi­scher Arbeiter verweigerte. Die so bewirkte bedeutende Vermin­derung der Arbeitskräfte zwang die Bauleitung zu ausgedehnter An­wendung von Maschinenkräften, um die Vollendung des Bauwerkes nicht in zu weite Ferne zu rücken. Es kamen vorwiegend, ins­besondere für die umfangreichen Ausgrabungen bei El Guisr die Dampfbagger von Couvreux zur Anwendung, die später auch in ursprünglicher und in verbesserter Form beim Donaudurchstich bei Wien, beim Panama-, beim Nordostsee- und beim Manchester- kanale mit glänzendem Erfolge gearbeitet haben. 92 ) Die Bagger hoben den Boden bis zu 14 m Höhe über Wasser und warfen ihn in eine lange eiserne Rinne ab, durch die er bis auf das Ufer floß, wo er ohne weitere Verarbeitung zur Bildung der Kanalwälle benutzt wurde. Die bis zu 70 m langen Rinnen hatten einen halbkreis­förmigen Querschnitt von etwa U /2 m Durchmesser, sie waren auf einem starken Prahm derart aufgestellt, daß man sie verschieden neigen konnte. Zur Flüssigmachung des Bodens bei flacher Neigung der Rinne benutzte man Dampfpumpen, die in ihr oberes Ende Wasser pumpten oder auch endlose Ketten, die durch Dampfmaschi­nen bewegt wurden und durch Scheiben das Baggergut weiter­beförderten.