Theben.
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SECHSTES KAPITEL.
Theben.
Vorbemerkungen: Die Lage Thebens. — Das alte Theben, Abriss seiner Geschichte und seiner einstigen Gestalt. — Die schnellste Weise, die Ruinen zu sehen. — Die Westseite: Der Tempel von Kurna. — Das Jlemnonium. — Die beiden Kolosse. — Medinet Habu. — Die Königsgräber. — Die Priestergräber des Assasif. — Die Ostseite: Luxor. — Karnak. - Punkte von geringerem Interesse.
Wir geben zunächst eine kurze Topographie von der Gegend, wo einst das hundertthorige Theben, die Stadt Amuns lag. Der Lauf des Nil ist hier fast nördlich und theilt die kesselbodenartige Ebene, auf der sich die Ruinen befinden, in zwei fast gleiche Hälften. Wenn man von Kenneh heraufkommt, so bezeichnet der Höhenzug von Kurna, der fast bis an das Ufer reicht, den Anfang der westlichen Hälfte. Dieser Höhenzug, aus nackten, bisweilen ziemlich schroffen Kalksteinklippen bestehend, tritt allmählig bis auf eine halbe deutsche Meile vom Strome zurück und nähert sich dann anderthalb Meilen von Kurna wieder dem Wasser. Diese ganze Curve, welche sich gegen die Mitte hin zu einer pyramidenförmigen Spitze erhebt, und die man die westliche Mauer der alten Stadt nennen kann, ist an sehr vielen Stellen von Gräbern durchbrochen, unter denen die der Königinnen und die Priestergrüfte der Assasif die bekanntesten sind. Das Thal der weit berühmteren und sehenswürdigeren Königsgrüfte windet sich dagegen tief in die Bergkette hinein und erstreckt sich bis anderthalb Meilen westlich vom Nil. Die am nördlichsten gelegene Ruine auf der Westhälfte der thebanischen Ebene ist die des Tempelpalastes von Kurna. Etwa eine halbe Stunde nach Westsüdwest von hier befindet sich das Memnonium oder der Tempel Ramses des Grossen, während ungefähr drei Viertelstunden südlicher der grosse Tempel von Medinet Habu liegt. So ziemlich in der Mitte zwischen den beiden zuletzt genannten Punkten, etwas nach Osten hin, ragen mitten in grünen Saatfeldern die beiden sitzenden Kolosse empor, von welchen der eine unter dem Namen des klingenden Memnon bekannt ist. Auf dem östlichen Ufer steht, Kurna gegenüber, der Riesentempel von Karnak, umgeben von Palmen, gegen tausend Schritte vom Flusse entfernt, und ungefähr eine halbe Stunde südlicher erhebt sich, fast unmittelbar am Wasser, Luxor mit seinem Tempel und seinem Obelisk. Hinter