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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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209
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Der Suez-Kanal. 209

NEUNTES KAPITEL.

Der Suez-Kanal.

Schon die Alten hatten mehrere Verbindungen des mittelländi­schen mit dem rothen Meere hergestellt, und zwar jedesmal mit Be­nützung des östlichen Nilarmes. Herodot erzählt, dass schon Necho II., ein Sohn des Psammetich gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Ohr. die Ausführung des Kanals vom Nil zum rothen Meere versucht und so energisch betrieben habe, dass dabei 120,000 Menschen ums Leben gekommen seien. Ein Orakelspruch, dass der König für die Barbaren arbeite, habe ihn veranlasst, die Arbeit einzustellen, während Strabo behauptet, dass sein Tod (009 v. Chr.) das Werk unterbrochen habe. Abermals machte sich Darius Hystaspis (gest. 485 v. Chr.) an;die Aus­führung dieses Kanales mit der deutlichen Absicht, die beiden Meere im Interesse des indischen Handels mit einander zu verbinden. Nach Diodor vollendete er den Kanal nicht, weil ihm Sachverständige ver­sicherten, der Kanal werde Aegypten mit Wasser füllen, da das rothe Meer höher liege als der ägyptische Boden. Aristoteles, Strabo undPlinius versichern alle, dass der Bau nicht zu Ende geführt worden sei, dage­gen erzählt Herodot, der um 462 v. Chr. in Aegypten reiste, dass er den Kanal, den er ausführlich beschrieb, in voller Eunction gesehen habe, und es ist kein Grund vorhanden, einem so wahrheitsliebenden Augenzeugen zu misstrauen. Doch muss die Wasserstrasse bald wieder versandet sein, denn Ptolemäus II Philadelphus, der 285 v. Chr. die Re­gierung Aegyptens antrat, eröffnete aufs neue den grossen Kanal, über den uns Strabo ziemlich genaue Auskunft gibt, der zugleich versichert, dass er die grössten Schiffe getragen habe. Zur Zeit der Einverleibung Aegyptens in das römische Reich war auch dieser Kanal zum grössten Theile verschlammt und versandet, und der Kaiser Trajan nahm nach Verlauf des ersten Jahrhunderts der christl. Zeitrechnung die Herstel­lung eines ganz neuen Kanals in Angriff, welcher nun von der Spitze des Deltas und nicht mehr von dem Pelusischen Nilarme ausging; der Geograph Ptolemäus bezeichnet ihn als Trajansfluss; bei seiner Anlage waren mehr die Vortheile des Localverkehs und der Landescultur als die Rücksicht auf den indischen Handel massgebend. Nachdem im Jahre 638 Aegypten in die Hände des Khalifen Omar gefallen, unter­nahm dessen Eeldherr und Statthalter Amru zum letzten Male die Restauration des grossen Kanales, die er auch mit Hülfe der Eingebor- nen in sechs Monaten zu Stande brachte. Der Trajansfluss erhielt

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