Allgemeines für Orient-Reisende
Allgemeines für Orient-Reisende.
Wer kann in den Orient reisen? — Die rechte Zeit im Jahre. — Reiseplan für Fechs Monate. — Kostenüberschlag. — Ausrüstung. — Pass. — Geld. — Sprachen. — Verhaltungsregeln auf der Reise, namentlich in Betreff der Gesundheit. — Malaria, Fieber und Ophthalmie. — Pest. — Quarantäne. — Triest, — Gasthäuser. Merkwürdigkeiten der nächsten Umgebung. — Pola. — Venedig.
Eine Reise in den Orient erfordert, wofern sie sich nicht auf den Besuch der Kiistenplätze beschränkt, vor Allem einen gesunden Körper, Ausdauer im Ertragen von Beschwerden und Entbehrungen und einen Geist, der auf eine Weile, ja nach Befinden auf lange Zeit absehen kann von den Freuden und Annehmlichkeiten des civilisirten Lehens. Nach den Küstenorten und nach einigen Theilen Aegyptens können auch Frauen gelangen, ohne sich zu viel zumutheu zu müssen. Bis Triest führt Post und Eisenbahn, und dort nimmt sie ein bequem j i eingerichteter Dampfer auf, um sie bis hart vor die Thore Alexandriens, Athens, Smyrnas oder Konstantinopels zn tragen. In Betreff anderer Funkte genüge es vorläufig zu bemerken, dass inan in Griechenland und der europäischen und asiatischen Türkei nur zu Pferde | reisen kann, dass man den grössten Theil des Jahres einer glühenden ! Sonne ausgesetzt ist, dass man im Innern des Landes oft die einfach- ' sten Bequemlichkeiten vermisst, und dass man das Mangelnde nur i j mit beträchtlichen Kosten mit sich führen kann. Unter solchen Umständen zu reisen ist nur dem Kühnen und Starken vergönnt, oder dem,
; welchem ein fürstliches Vermögen einen Theil der Schwierigkeiten ebnet.
Im Uebrigen bedarf es keines ungewöhnlichen Muthes, um die ' interessantesten Funkte im Innern zu besuchen. Man hört Mancherlei j von Raubaniallen, wird aber, wenn man die im Folgenden angegebenen I Vorsichtsregeln befolgen will, seihst in den berüchtigtsten Gegenden i kaum einen Räuber zu Gesicht bekommen. Ein Orientale reist in der Regel mit seinem halben Vermögen im Gürtel, da er Anweisungen und Wechsel nicht kennt, und seine Waffen und Kleider sind gewöhnlich so kostbar, dass es sich lohnt, ihn zu berauben. Der Franke dagegen lässt bei Ausflügen nach gefahrvollen Gegenden (wirklich ge- ! fahrvoll ist nur die Nachbarschaft von Smyrna und ein Theil Palästinas und Syriens), wenn er sich nicht von einer Escorte begleiten lassen und sich keiner Karavane anschliessen kann, sein Geld bis auf das Notliwendigste in Sicherheit beim letzten Consul seiner Nation zurück, und was er sonst mit sich führt, hat für orientalische Wegelagerer keinen oder nur geringen Werth.
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