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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
179
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Von Tlieben bis Philä. 179

SIEBENTES KAPITEL.

Die IVilreise von Theben bis Assuan und Dhilä.

Herment. Esneh. Hl Kab. Edfu. Dseliebel Silsileh. Ombos. Assuan. Die Insel Elepliantine. Die Insel Philä und die Katarakten.

Wenn man Theben verlässt, nm nach Süden zu steuern, so sind die ersten einer Besichtigung wertlien Ruinen die von Herment, einem Dorfe, welches, auf dem westlichen Nilufer, etwas landeinwärts gelegen, die Stätte des alten Hermenthis einnimmt. Der Hauptgegenstand ist ein kleiner Tempel, welcher das Mammeisi oder Gebärhaus eines jetzt verschwundenen grossem Tempels gewesen zu sein scheint, in dem der Gott Maudu, die Göttin Reto und das Kind beider, Harphre verehrt wurden. Man erblickt malerische Säulenreste, die nach vorn zu höher wachsen, und dahinter eine einfache, ziemlich gut erhaltene, in zwei Abtheilungen zerfallende Tempelzelle. Sie ist nur durch ihr Portal erleuchtet, und es bedarf der Kerzen oder eines Feuers, um das grosse Sculpturbild der Rückwand in dem kleinen Gemache erkennen zu können. Dasselbe ist ein Basrelief, welches die Göttin Reto darstellt, wie sie mit dem Gotte Harphre niederkommt. Die Gebärende wird unterstützt von verschiedenen Göttinnen ersten Ranges: die göttliche Hebamme holt das Kind aus der Mutter, die göttliche Säugamme streckt die Hände aus, um es entgegen zu nehmen. Gegenwärtig ist der Göt­tervater Amun, begleitet von Soven, der ägyptischen Ilitliya, Helferin bei den Geburten. Es wird zugleich angenommen, Kleopatra sei zu­gegen, auf deren Niederkunft mit dem jungen Cäsarion dieses Bild einer Gottesgeburt schmeichlerisch anspielt.

Die andere Wand des Entbindungszimmers stellt dar, wie der neugeborne Gott gestillt und erzogen wird. Auf den Seitenwänden sind die zwölf Stunden des Tages .und die zwölf der Nacht unter der Ge­stalt von Frauen abgebildet, die auf dem Kopfe eine Sternscheibe tragen. Das astronomische Gemälde der Decke dürfte bestimmt gewe­sen sin, den Stand der Gestirne im Augenblick der Geburt des Cäsa­rion anzugebeu.

Begibt man sich aus dem kleinen Zimmer in das grosse, so bemerkt man auf der Wand links ein anderes grosses Basrelief, die Wöchnerin darstellend, wie sie, von Soven unterstützt, das Kindbett verlässt, um sich in die Versammlung der Götter zu begeben. Amun