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In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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1. In sturmbewegter Zeit

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verleiten, denn es wird keinem Menschen auch nur ein Haar gekrümmt; sogar den abgefallenen Soldaten ist vollständiger Pardon zugesichert worden, insoferne sie sich innerhalb drei und resp. sechs Wochen wieder stellen; und die allgemeine Amnestie wird erst folgen, wenn der Frieden geschlossen sein wird. Inzwischen kann aber jedermann unbeirrt zurückkommen, welche Nachricht Sie wohl verbreiten können, indem dadurch mancher furchtsamen und irregeleiteten Familie, die jetzt die Heimat vermißt, geholfen werden könnte.

Die Briefe an seine Frau lassen freilich auch man­chen Schatten sehen, wo er nach der Schweiz hinüber aus patriotischem Fühlen und diplomatischer Klugheit nur vom Sonnenschein spricht. Er hat im Theater die Oper:La regina di Golconda gehört;das Theater war ganz voll, aber nicht von Mailändern, sondern nur von Militär. In den Logen waren im ganzen 2, sage zwei Damen! Die Mailänder grollen noch immer und obschon die größte Ruhe herrscht, so ist doch die entente cordiale bei weitem noch nicht eingetreten. Die Nobili bleiben weg und glauben dadurch eine Reaktion in ihrem Sinne zu bewirken. Das Volk ist ganz gleichgültig und ist froh, wenn es nur wenig zahlen darf. Lustig ist es, die Pa­läste, ja sogar die Residenz von unseren Truppen be­wohnt zu sehen! Und noch lustiger, unsere Wiener Frei­willigen in der Uniform der Mailänder Miliz. Es waren Uniformen für drei Regimenter gerade fertig geworden, als Radetzky einrückte und da die Wiener Freiwilli­gen etwas delabiert ausgesehen haben, hat er sie in jene Uniformen gesteckt. In Monza wurde vorgestern auf eine Patrouille geschossen; der Täter wurde erwischt und sogleich erschossen; es wurden dort auch einige Of­fiziere insultiert. Darauf bekamen sie ungeheuere Ein­quartierung. Es spukt auch dort der Geist der finsteren