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1. In Italien (1848—1855)
Mächte, welche überall dort, wo man schwach ist, Unordnung zu säen strebt. In Mailand traute er sich nichts. Monza, wo wenig Militär lag, wurde hiefür auserkoren. Allein es wird ihnen nicht gelingen — Radetzky versteht keinen Spaß!“
Am 6. September stellt sich Negrelli dem greisen Feldmarschalle vor. „Er ist“, berichtet er seiner Lotti, „ebenso lieb und einfach und bescheiden, als er groß ist! Er hielt mich immer an beiden Händen gefaßt, sprach unendlich lieb und anspruchslos und sieht höchstens einem Sechziger gleich! Seine Tournure ist noch flink, er ist nicht groß und nicht dick, und zu Pferde sitzt er noch ganz frisch. Ich sah dann seinen ganzen Generalstab — Schwarzenberg, Wimpfen, Heß, Schönhals und tausend andere — an seinem Tische sind immer 50 bis 60 Gedecke. Ein ganz wichtiges Personage ist Graf Pachta, Generalintendant der Armee. Ein russischer General ist als Kurier eingetroffen und hat ihm das Großkreuz des h. Georgs-Ordens gebracht. Morgen findet große Revue sämtlicher Truppen und übermorgen eine Riesenkirchenparade statt, wobei viele Ehren- und Tapferkeits-Medaillen verteilt werden.“
Unter den Offizieren findet Negrelli viele gute Bekannte, die ihn freundlich aufnehmen. Besonderer Gunst erfreut er sich seitens Radetzkys. Beim Abschied erbittet er für seinen Schwager, Kadetten bei der Franz Karl - Infanterie, der in mehreren Schlachten mitge- fochten hat, die Vorrückung zum Leutnant: Radetzky schreibt sich den Namen auf und versichert, daß der junge Mann von dieser Stunde an Leutnant ist... „Ich bat für Deinen Bruder und schwieg über meinen Neffen — Dir zu lieb, meine Böse! Für Dich alles, mein liebes herzliches Weib!“ Freilich, die arme Lotti plagt manchmal in der Stille arge Eifersucht. Wiederholt versichert