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In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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1. In sturmbewegter Zeit

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er ihr und schließlich nicht ohne zu grollen, daß ihm Italien, das gepriesene Land, ohne sie nicht mehr gefalle, daß er alle Weiber garstig finde und er mit keinem noch gesprochen, daß nicht Kälte daran schuld sei, wenn bisweilen in dem Sturm der Arbeiten seine Briefe den Ausdruck nicht mitbringen, den sie von ihm zu erwarten berechtigt ist, der aber in ihm lebendig sei

und immer mächtiger werde.

Auf der Rückreise nach Verona besichtigt er die Brücken bei Lodi und Pizzighettone. In der Lombardei ist es ruhig. Padua ist still, unheimlich still wie ein Grab, mit seinen schwarzen, düsteren Häusern und seinen schweren Bogengängen; alles ist leer! Im Belagerungs­korps des Feldmarschall-Leutnants L. Waldner sind 7000 Mann erkrankt. Der Mann gefällt ihm nicht:Er ist ein barscher Krieger, der es ungern sieht, daß Zivi­listen sich der Geschäfte bemächtigen. So sieht er wohl auch Negrelli nicht gerne in Verona. Venedig hält sich noch immer tapfer und kräftig. Das erschwert die Ge­schäfte Negrellis, denn alle Lokomotiven und alle Wa­gen sind in Venedig, wenn sie nicht zerstört worden sind. Die Auswanderung hat die mittleren Kreise und die Kaufleute ergriffen; auch die meisten Ingenieure sind geflüchtet und die zurückgebliebenen feiern aus Haß und Trotz; es ist unendlich schwer, taugliche Be­amte zu finden; denn was sich zur Arbeit drängt, ist meist fachlich unzuverlässig oder politisch zweifelhaft. Die unfreiwillige Arbeitspause benützt Negrelli zu einem Abstecher nach Primiero. Aus dem Zimmer, in dem er geboren wurde, schreibt er seinemechten, deutschen Weibe von all der Liebe und Herzlichkeit, die er hier gefunden schreibt ihr, wie er schon morgens um 4 Uhr von Fonzaso (bei Feltre) aufgebrochen und sechs Stun­den zu Fuß gegangen ist, um seine Heimat zu sehen;

Birk, A. v. Negrelli, II.

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