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In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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I. In Italien (18481855)

standen, sei alles ein Kinderspiel... Übrigens hält er die Flucht für überflüssig, wenn etwa Jellachich schon in Wien eingerückt sei denn mit ihm kehren auch *

Ordnung und Gesetz wieder!

Am 11. Oktober reiste Lotti mit den Kindern von Baden, wohin sie zunächst geeilt ist, um den Straßen­kämpfen zu entgehen, nach Salzburg. Ihr Mann war über den Entschluß, den die Vernunft eingegeben, sehr erfreut, weil bei seinem Gedanken an Verona nur das Herz gesprochen hatte. In St. Pölten hatten die Flüch­tenden den geraden Weg verlassen und sich nach Krems gewandt, um sobald als möglich die Donaustraße zu er­reichen. Auf der Kremserbrücke gerieten sie in einen Kugelregen und suchten nun über Znaim nach Olmütz zu entkommen, wohin auch der Hof, die Minister und die höheren Staatspersonen, darunter auch die Ver­wandten Lottis geflüchtet waren. Aus Znaim teilte Lotti, am 16. Oktober, dem Gatten mit, daß sie unwohl sei und dann wurde es still. Tag um Tag schrieb Negrelli *

an seine teuere Lotti, beschwörte sie, ihm eine Kunde zu geben, ihm nur eine Zeile, nur ein Wort zu senden, wo sie weilt, ob sie krank ist, was die Kinder treiben ob sie überhaupt noch lebt! Jeder Brief ist ein ver­zweifelter Aufschrei. Negrelli schrieb nach Olmütz, nach Innsbruck; er sendete die Briefe über Prag nach Olmütz: er bat seine Freunde in Innsbruck, in Linz, in Prag, in Olmütz um Vermittlung; er wendete sich hilfesuchend an seinen Schwager Otto, selbst an die Freunde in der Schweiz, die Verbindungen in Innsbruck haben!Im Allerheiligen Namen, liebe teure Lotti, gib mir ein Le­benszeichen schrieb er verzweifelnd am 1. Novem­ber und ließ den Brief wieder denrechten Weg gehen; schwieg aber wohlweislich über alle Ereignisse, weil in *

Wien das Briefgeheimnis nicht mehr geachtet wurde.