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In Italien - Der Suezkanal - Letzte Kämpfe : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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I. In Italien (18481855)

Römischen bleiben ohne Rückwirkung; die Bevölkerung fühlt so meint Negrelli die Wohltaten der Ord­nung und des Rechtes; sogar die Geistlichkeit hat völlig umgeschlagen, seitdem der Papst die Frucht seiner Un­besonnenheit, der Einführung einer Verfassung im Kir­chenstaat, mit Schrecken erntet. Negrelli billigte nicht die Wege Fuggers oder Blums, Herwegs und Struwes; alle Gewalt ist ihm in der Seele zuwider; den Wühlern und Hetzern muß gerechte Strafe werden; nun soll nur noch die Demagogie in Ungarn ihren Todesstoß er­halten. Wohl hört er, nicht ganz ohne Besorgnis, daß nun in Österreich die Reaktion schon im Anmarsch sei und die Freiheiten, die Österreich erhalten hat, bedrohe; aber er tröstet sich:Der Kaiser bricht das gegebene Wort nicht, und die Freiheit wird nun, sobald nur die Anarchisten ganz besiegt sind, erst keimen und nach und nach dann auch aufblühen können. Wien dünkt ihm der sicherste und ruhigste Ort der Welt, seit es von den radikalen Verbrechern gereinigt ist. Das neue Mi­nisterium, das die Wiener Zeitung am 26. November 1848 der Öffentlichkeit verkündet, gefällt ihm wohl; Fürst Schwarzenberg hat das Präsidium und das Äußere übernommen, Graf Franz Stadion Inneres, Kultus und Unterricht, Krauß hat die Finanzen, Bach die Justiz beibehalten; General von Cordon ist Kriegsminister; der reiche steiermärkische Hüttenbesitzer von Thinn- feld vertritt den Ackerbau. Besonders erfreut Negrelli die Berufung des Herrn von Bruck, der das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten übernimmt; unverzüglich schreibt er ihm, daß er im künftigen Mo­nate zu einer wichtigen Besprechung nach Wien kom­men werde. Die Nachricht von der Abdankung Kaiser Ferdinands am 2. Dezember 1848 erschüttert ihn tief. Politisch genommen war, so meint er, die doppelte