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I. In Italien (1848—1855)
und gedachte am 2. Dezember wehmütig der am Vortage stattgefundenen Eröffnung „seiner Eisenbahn von Brünn nach Trübau. Andere werden sich nun über meine Leistungen von fünf Jahren breit machen!“ klagte er seiner Lotti. Er konnte sie nie vergessen: die Zeiten eines sichtbar werdenden Schaffens und seine heimischen Bahnen. „Ich begreife“, schreibt einmal Baron Bruck an ihn, „Ihre Vaterliebe zu diesem Werke; darin liegt mehr Befriedigung als in Gleichungen mit unbekannten Größen.“
Die Zeiten waren ungünstig für neue, umfassende, weitausgreifende Arbeiten. Und doch lebte überall das aus wirtschaftlichen Bedrängnissen geborene Sehnen nach besseren Verkehrswegen. So sprach man auch in der Schweiz wieder von dem kühnen Gedanken einer Eisenbahn über den Lukmanierpaß nach Tessin; er war vor zwölf Jahren zum erstenmale aufgetaucht; nun rückten ihn staatliche Erwägungen neuerlich in den Vordergrund ; namentlich in Piemont legte man dieser Bahn großen Wert bei, da sie Italien den italienischen Kantonen der Schweiz nahe bringen sollte. Auch der Gedanke eines Schienenweges von Verona über den Brennerpaß nach Innsbruck und München wurde wieder lebendig, wohl im Zusammenhänge mit dem rasch fortschreitenden Eisenbahnbau im Venetianischen; aber vorläufig hatte es damit seine guten Wege. Gewiß wird, meint Negrelli, diese Bahn von Verona nach München gebaut werden; sie muß gebaut werden; und sie wird, schreibt er seinen Freunden in der Schweiz, noch vor der Lukmanierbahn erstehen; denn diese ist nahezu unmöglich; die Tirolerbahn sei aber kaum so schwierig, wie die Bahnen, die in Steiermark, in Mähren und Böhmen erbaut worden sind.
Arbeit und wieder Arbeit mußten Negrelli hinweg-