1. In sturmbewegter Zeit
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und mit so vielen seiner Zeitgenossen ahnt auch er, daß die stürmische Linke schließlich doch nur der Reaktion den Boden vorbereite.
Während seines Aufenthaltes in Wien ordnete Ne- grelli auch eine wichtige Familienangelegenheit, die er schon von Italien aus mit seiner Lotti schriftlich beraten hatte; seine beiden Knaben aus erster Ehe hatten plötzlich für den Militärdienst sich begeistert; die Eltern besorgten, daß es nur eine vorübergehende Leidenschaft sei, wie sie bei jungen Leuten von fünfzehn und sechzehn Jahren so häufig sich zeigt; man ließ Wochen darüber hingehen, man verwies die Knaben auf den Ernst des ersehnten Berufes — aber die Jungen blieben fest und der Vater erwirkte ihre Aufnahme in die Pionier-Korps- Schule in Tulln. Wenige Tage nach seiner Abreise nach Triest — am 8. Februar 1849 — bezogen die Jungen die militärische Anstalt; es war dem Vater ein ernster und schwerer Augenblick; aus der Ferne sandte er ihnen noch einen Gruß und sprach ihnen Mut zu in dem tief greifenden Wechsel ihrer Lebensverhältnisse. Er mahnte sie, fleißig und brav zu sein und versprach ihnen bei guter Aufführung ein Taschengeld und eine „außerordentliche Belohnung von zwei Gulden“.
Von Wien nach Triest fuhr man damals noch 36 Stunden. In Triest hatte Negrelli große Bestellungen auf Eisen und auf Maschinen auszuführen; aber auch eine andere Frage beschäftigte ihn hier: die Versorgung Triests mit Trinkwasser, an dem die Stadt gerade damals wieder empfindlichen Mangel litt. Am 12. Februar weilte Negrelli in Mestre; er übernachtete in einer Fischerhütte, denn alle Gasthäuser waren mit Militär überfüllt; dann ging es über Padua nach Vicenza und nach Verona ... Sein Herz ist voll Sehnsucht nach seiner Lotti, der er in jedem Briefe Worte innigster Liebe zu