1. In sturmbewegter Zeit
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bezahlen, genau so viel, als alle anderen Provinzen zusammen; dazu kommt die militärische Verwaltung, die der heimischen Bevölkerung verhaßt ist. Rings um die beiden Länder, erzählt er, gärt es in bedenklicher Weise: Haynau ist nach Ferrara gezogen, um die Römer zu züchtigen; nun soll Toscana an die Reihe kommen; die Commution, meint er, tut den Truppen gut, die im Müßiggang und im Qelde zu versumpfen drohen. Der letzte Tag des Carnevalone ist in Mailand heiter verlaufen; von Turin aus wurden die Nobili ernstlich gemahnt, daran nicht teilzunehmen; aber sie haben dennoch die Theater besucht. Der Frühling beginnt sich zu entfalten; die Mandelbäume blühen überall und duftige Veilchen, die er seinem lieben Weibe sendet, hat er hinter einem Zaune am Bahnhofe zu Verona gepflückt, sie sollen ihr Vorboten seiner selbst sein, „denn bald kehrt er heim; er freut sich schon auf die acht Perlen, die den lieben Mund seines Ferdinand zieren.“ Er ist froher Laune, die Geschäfte gehen gut — meldet er von Neuem wieder und wieder in jedem Briefe. Bei Radetzky und bei Montecuccoli hat er vollständig reüssiert. Unterdessen erfolgte auch seine Ernennung zum Mini- sterial-Kommissär für die lombardisch - venetianischen Eisenbahnen auf Grund der kaiserlichen Genehmigung, wonach vom Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten besondere „Ministerial-Kommissäre“ zur Überwachung der Sicherheit des Betriebes auf den Staats- und Privatbahnen zu bestellen sind.
Am 12. März 1849 traf Negrelli wieder in Wien ein. Acht Tage später war die Generalversammlung der lombardisch - venetianischen Eisenbahngesellschaft; sie beschloß, die Eisenbahn dem Staate gegen angemessene Entschädigung abzutreten. Die Unterhandlungen wurden sofort eingeleitet, aber neue politische Verwicklun-