1. In sturmbewegter Zeit
33
hat.“ Die Friedensverhandlungen waren wiederholt auf dem Punkte, abgebrochen zu werden; erst am 6. August führten sie zu dem ersehnten Ergebnisse. Die Grenzen und die Rechte, die nach dem Wiener Kongresse bis zum 1. März 1848 bestanden haben, wurden anerkannt; Piemont zahlte 75 Millionen Kriegskosten und Schadenersatz. Österreich nahm seine frühere Tätigkeit in der Lombardei wieder auf. Nun konnte an ernste Friedensarbeit gedacht werden — und man durfte hoffen, daß sie lange währen würde. Negrelli faßte in erster Linie den Eisenbahnbau ins Auge; die große Wichtigkeit gut geführter Bahnen für die militärische Sicherung des Landes — und sie war die wichtigste, vielleicht die einzige, die zu erreichen war — wurde allseits anerkannt. Die Vereinbarungen mit der lombardisch-venetianischen Eisenbahngesellschaft boten Negrelli die Möglichkeit, seinen Plänen für die Ausgestaltung des Eisenbahnnetzes, die von den Entwürfen der Gesellschaft abwichen, näherzutreten, weil ihm Verwirklichung nicht mehr als Phantasie erschien. So bereitete er sich auf einen längeren Aufenthalt in Italien vor und rief Frau und Kinder nach Verona, wo er „sein Hauptquartier“ aufzuschlagen gedachte-Von der Ferne — er weilte noch
immer in Mailand, weil die finanziellen Fragen des Friedensvertrages die Verhandlungen in die Länge zogen — leitete er die Vorbereitungen seiner Frau für die Reise nach Italien, sorgte sich um Großes und Kleines und blieb inmitten der Sorgen des Berufes und der Politik der gute Hausvater, der in Liebe für Weib und Kinder denkt und sich müht. Tiefe Traurigkeit geht durch seine Briefe; Lotti ist unwohl, ist verstimmt; tagelang erreicht ihn keine Nachricht; die Briefe Lottis atmen weder die Freudigkeit, noch die Liebe, die er erhofft; selbst der kleine Ferdinand vermag sie nicht zu erheitern. „Ich
Birk, A. v. Negrelli, II.
3