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I. In Italien (1848—1855)
sonders dringend waren die Bauten von Venedig, die die Belagerung der hartnäckig widerstrebenden Stadt zu fördern hatten. Für die Tatkraft, mit der Negrelli hier eingriff und trotz der Ungunst, ja dem Widerstand der Verhältnisse die Arbeiten zu beschleunigen wußte, spricht wohl der nachstehende, handschriftliche Erlaß Radetzkys an Negrelli:
„An den P. P. Herrn Hof-Rat Ritter von Negrelli!
Ich halte es für Pflicht, Euer H.-Wohlgeboren meinen verbindlichsten Dank im Namen des A. H. Heeresdienstes für die so zweckentsprechende als schleunige Errichtung der Eisenbahn von Verona nach Vicenza sowie die Herstellung derselben nach Venedig, bei den so äußerst beschränkten Mitteln aller Art und dem so hindernden Verhältnis des Landes und der Witterung auszusprechen, ohne welcher ich weder die Belagerung von Venedig noch deren Durchführung hätte im Drange der unglücklichen Cholera- Einwirkung zu Stande bringen können. Nehmen Sie daher nochmals nicht nur meinen Dank, als die Anerkennung Ihres Verdienstes um den Staat, sowie meine ewige Verpflichtung für Ihre Hilfe für die hier- ländige Armee auf.
Verona, den 20ten May 1849.
R a d e t z k y.“
Am 2. Juli 1849 wurde zwischen Verona und Vicenza der allgemeine Betrieb eröffnet. Heller Jubel umbrauste den Eröffnungszug. Negrelli ist im vollsten Sinne des Wortes der Held des Tages; man überhäuft ihn mit Ehren aller Art und preist in poetischen Flugblättern ihn als den größten Ingenieur des Jahrhunderts.
„Sein Charakter“, jubelt Lotti ihrer Mutter nach