2. Friedensarbeit
41
denn eine andere wichtige Aufgabe lastete — wie Ne- grelli selbst schreibt — drückend auf seinen Schultern: die Vervollständigung des Eisenbahnnetzes in der Lombardei und in Venetien. Schon im Juni 1849 hatte Ne- grelli dem Ministerium einen Bauplan unterbreitet, der lebhafte Erörterung in allen beteiligten Kreisen wachrief. 13 Die seinerzeit von der Eisenbahngesellschaft gewählte Linie für die Verbindung Veronas mit Mailand erklärte Negrelli für verfehlt, weil sie an dem Grundsatz, daß die kürzeste Linie die beste sei, ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse festhalte. Gegen die unbegründete, ins äußerste geführte Beobachtung dieses aus dem Kanalbau übernommenen Lehrsatzes hatte Negrelli seit jeher angekämpft und auch hier verurteilte er eine solche Linienführung, die nicht mehr zeitgemäß erscheine. Der Entwurf der Gesellschaft berührte zwischen Venedig und Verona außer Padua und Vicenza keinen Ort von Belang; weiterhin blieb der Gardasee außer Betracht und von Brescia nach Mailand durchzog das geradlinig geführte Gleis die mindestbe- völkerte Gegend. Die Anlage von Zweigbahnen zum Ausgleich der Nachteile dieser Linienführung erschien Negrelli unzweckmäßig, weil der durch die kürzeste Linie errungene Zeitgewinn durch die Verzögerungen und Erschwernisse der Betriebsanschlüsse verloren gehe. Die Lage und die Bedeutung der lombardischen Städte, des Po-Tales und des Gardasees rechtfertigten nach seiner Ansicht den Bau zweier Längsbahnen: einer oberen und einer unteren an Stelle einer einzigen mittleren Linie durch die lombardische Ebene.
Und so empfahl Negrelli: die nahezu vollendete Strecke von Venedig über Verona bis Villafranca beizubehalten; hier aber eine Teilung vorzunehmen und einen Zweig durch das Minciotal über Peschiera entlang