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I. In Italien (1848—1855)
die den Bahnhof der Venezianerbahn noch innerhalb des Festungsgebietes mit den am rechten Etschufer liegenden Bahnstrecken gegen Mantua, Brescia und Bozen verbindet. Die aus Marmor der Juraformation hergestellte Brücke überspannt den Fluß mit fünf Bögen von je 29 Meter Spannweite; beiderseits schließen kleinere Bögen an, die den Bahndamm begrenzen. Den Bauplan hatte der k. k. Oberingenieur Nobile Qirolamo Doneti- Orologio-Amai nach Anleitung Negrelli’s entworfen; als Richtschnur dienten die bei der Limatbrücke in Zürich und bei der großen Moldaubrücke in Prag von Negrelli aufgestellten Leitsätze, mit dem Unterschiede, daß bei der Etschbrücke die Fußwege auswärts liegen und durch Konsolen getragen werden, was der Brücke größeres Ansehen und zweckmäßigere Krönung verleiht. Die Quaderbekleidung des aus Marmor-Bruchsteinen gebildeten Mauerwerkes der Pfeiler und der Nachmauerung, die keilförmigen, die ganze Stärke des Gewölbes durchlaufenden Steine, der prächtige Baustoff, den in vorzüglicher Güte der kleine Ort Montorio bei Verona lieferte, erhöhen die Wirkung des künstlerisch anmutenden Baues. In dreiundzwanzig Monaten hatte der Bauunternehmer Antonio Tallacchini die Brücke ausgeführt; am 30. November 1852 erfolgte ihre feierliche Einweihung durch den Grafen Radetzky im Beisein des Patriarchen von Venedig, wobei Negrelli eine längere Ansprache hielt und eine Denkschrift nebst Münzen und verschiedenen Landes- und Industrieerzeugnissen in den Schlußstein versenkt wurde; am 15. Dezember rollte der erste regelmäßige Zug über die Brücke, die ein neues wichtiges Glied in das Eisenbahnnetz Venetiens und der Lombardei fügte. 21
Vielfach im innigen Zusammenhänge mit dem Straßenbau, wohl aber auch mit dem Schutze des frucht-