2. Friedensarbeit
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der Erhaltung der historischen Baudenkmäler die Errichtung einer Zentralkommission in Wien sowie die Bestellung von Konservatoren in den Kronländern genehmigt wurde. Die im Gange befindliche Neugestaltung der Bausektion des Ministeriums verzögerte die Berufung der Kommission; erst im Jahre 1853 erfolgte ihr Zusammentritt und der Beginn ihrer Wirksamkeit. Sektionschef Freiherr von Czörnig wurde zum Vorstande ernannt und eröffnete die erste Versammlung der Kommission mit einer längeren, geistreichen Rede, mit Betrachtungen über die der Kommission gestellten Aufgabe und über das Feld, auf dem sie sich zu bewegen habe, wie auch über die Mittel, die ihr bei der Verfolgung des gesteckten Zieles zur Verfügung stehen. 22 Daß in dem umfassenden Programm, das Czörnig in großen Zügen entwarf, die Lombardei und Venetien überaus reich vertreten waren, bedarf kaum besonderer Erwähnung: der im Jahre 1822 aufgedeckte Herkulestempel in Brescia mit seiner kostbaren Statue der Viktoria; die Bauwerke der Visconti zu Mailand, der Scaliger in Verona, der Carrara in Padua; Palladios Prachtbauten in Vicenza; der Friedensbogen in Mailand; die Denkmäler des Markusplatzes; die große Anzahl von Kirchen jeglichen Baustiles nach den mannigfachen Abstufungen des Geschmackes und der Pracht von dem kunstlosen Baue der longobardischen Kirche in Pavia bis zum Dome von Mailand und der Kathedrale von Como!
Eine kräftige Mitwirkung bei den Arbeiten der Kommission war, wie der oben erwähnte Ministerial-Er- laß bekundet, den Baudirektionen und ihren technischen Hilfskräften zugedacht. Negrelli, noch immer tief begeistert für alles, was sich mit der Kunst, der Sehnsucht seiner Jugend, verband, pflegte sofort voll regem Eifer auch dieses seiner Berufstätigkeit neu angegliederte Ge-