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I. In Italien (1848—1855)
biet. Seine erste Tat galt der Kunst Veronas. In einem längeren Schreiben an den Bürgermeister von Verona, Antonio Conazi, regte er mit besonderem Nachdruck die Wiederaufrichtung des prächtigen „Arco o Cenotafio dei Gavi“ an — „dieses Wahrzeichen der antiken Größe Veronas, des zweiten Roms_“ Dies Meister
werk des Architekten L. Vitruvio hatte schon ein wechselvolles Schicksal erlebt, als Cangrande II. aus dem Hause der Scaliger im Jahre 1355 das Castel Vecchio als seine Residenz erbaute und den Arco dei Gavi dem Verkehr eröffnen ließ. Im Jahre 1805 wurde das Bauwerk zerstört; wohl nicht über Befehl Napoleons, sondern durch die damaligen Machthaber Veronas, angeblich aus militärischen Gründen, tatsächlich aber, wie es scheint, aus privatem Interesse und persönlichem Ränkespiel. 23
Der Gedanke seiner Wiederherstellung — also schreibt Negrelli an den Bürgermeister Veronas ■—, der seit jener Zeit der stets lebendige und innige Wunsch aller Gelehrten und Kunstfreunde war, löst drei grundlegende Fragen aus: über die Wahl des Standortes, über die Art der Vereinigung aller gefundenen Überreste, die so lange Zeit so vielen Wechselfällen ausgesetzt waren, und über die Quellen, aus denen die nicht geringen Kosten gedeckt werden können. Die Lösung der ersten Frage wird keinen Schwierigkeiten begegnen; die Lösung der zweiten erfordert verständnisvolles Überlegen, gewissenhafte Prüfung der gegenwärtigen Beschaffenheit der Überreste, die wohl vielfach beschädigt und überall zerstreut sind, aber doch noch die Möglichkeit bieten zu einer Erörterung der Frage durch Gelehrte an der Hand von Zeichnungen, von Abbildungen und des in der „Academica civica“ aufbewahrten Modells; die Lösung der dritten Frage wird sich jeden-