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I. In Italien (1848—1855)
Unsere Quelle bringt nichts über die Wirkung des Briefes; im Nachlasse Negrelli’s findet sich keine Andeutung über diesen Gegenstand; Tatsache ist, daß auch späterhin Schritte angesehener Bürger erfolglos blieben und die Wiederherstellung des bedeutenden römischen Denkmales noch immer ein frommer Wunsch aller Kunstfreunde ist. Das warme Eintreten Negrelli’s für die Wiederbelebung der alten Schönheit Veronas blieb aber doch nicht ganz ohne Anerkennung; Negrelli wurde vom Rate der „Akademie der schönen Künste in Venedig“ zu ihrem Mitgliede ernannt.
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„Auch ich habe ein Recht auf Leben!“ Diesen Schrei der Verzweiflung und der Sehnsucht sendet Negrelli aus Parma, wo ihn zu Ende des Monates Juni 1852 die Verhandlungen über die Eisenbahnfrage festhalten, an seine Lotti nach Verona. Die Überfülle der Arbeiten drückt ihn darnieder; war er schon früher nur Gast in seinem Hause, so ist es mit der Zeit noch schlimmer geworden; er sieht Frau und Kinder nur bei flüchtigem Besuche; seine Blumen müssen andere pflegen, kaum kann er sich vorübergehend ihrer Blüten und ihres Duftes erfreuen; den Sang seiner Vögel kennt er nur aus den Briefen seiner Frau, und stillvergnügte Stunden, die nicht die mahnende Trennung trübt, sind und bleiben ihm fremd. Und wie hängt doch sein Herz gerade an den tausenderlei Kleinigkeiten eines glücklichen Heimes, an den unscheinbaren Fragen und Sorgen und Freuden, die das häusliche Leben Tag für Tag erfüllen und die
er mit seiner Lotti bespricht und teilt und trägt-
Ob wohl die Blumen nicht zu wenig begossen, die Vögel nicht zuviel gefüttert werden? Ob das Holz für den Winter bestellt — ob das Futter für die Pferde besorgt