2. Friedensarbeit
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ist? Ob sie, die gute, treue Lotti wohlauf ist — ob ihr die Blutegel gut getan — ob die Kinder ihr Kummer machen?... Wie dringend mahnt er sie an diese und jene Zahlung, die rechtzeitig zu leisten ist — wie ängstlich weigert er sich, einen Mohr in Dienst zu nehmen, weil er alles Auffällige haßt; wie aufgeregt sieht er der Entbindung seiner Frau entgegen, die ihn mit einem dritten Kinde beschenkt — „nun ist das halbe Dutzend voll“, jubelt er in die Schweiz; Marietta nennt er das Mädel, das ihm ganz besonders ans Herz wächst... Und all das kann nur wie ein Traumbild an ihm vorüberhuschen; es will ihm, dem ewig Wandernden, nicht zur vollen empfundenen Wirklichkeit werden!
Auch die dienstlichen Verhältnisse sind nicht erfreulich. Inniger vielleicht als bei Anderen stellen sie gerade bei ihm sich in strenge Abhängigkeit von der Staatspolitik und ihren Schwankungen. Diese waren nach außen hin wohl etwas schwächer geworden, nach innen aber nicht minder kräftig und umwälzender als je zuvor.
Nach dem Vorspiel zu der Zerstörung der Verfassung, nach dem Erscheinen des Statuts für den „Reichsrat“, der den Ministern als eine Art Staatsrat nebengeordnet sein sollte, hatte Bruck im Mai 1851 gleich Schmerling, der schon im Jänner ausgeschieden war, das Ministerium verlassen. An seine Stelle war Ritter von Baumgartner* getreten, der mit Neujahr 1852 auch das Finanzportefeuille übernahm, nachdem Krauß dem unerwartet starken Abgänge im Rechnungsabschlüsse für 1851 zum Opfer gefallen war. Man hatte Bruck die kostspieligen Pläne zur Hebung der gewerblichen Tätigkeit und zum Ausbau des Schienennetzes vorgeworfen, man grollte ihm wegen der Herabsetzung des Briefpor-
* Siehe: Erster Band, S. 212.