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I. ln Italien (1848—1855)
tos, die anfänglich mit einer Verminderung der Einnahmen verbunden war; ja selbst der Bau der Semmeringbahn, der eine größere Summe verschlang, als man zunächst gedacht hatte, erregte Mißstimmung gegen ihn; die siegreich vordringende feudal-klerikale Partei konnte einen Mann, der Österreich im Verkehrswesen an erster Stelle wünschte, 25 konnte die umgestaltende Tätigkeit, die der lebhaft schaffende, geistreiche Bruck entfaltete, nicht brauchen; ihr schien der geschäftstüchtige, langsam vorschreitende, bedächtige Baumgartner, der jeder unruhigen Neuerungssucht abhold war, weit genehmer. Hatte Bruck mit dem Finanzminister in steter Fehde gelebt, so war das bei Baumgartner schon weniger der Fall. Die Entwicklung des gesamten Verkehrswesens lenkte in sehr ruhige Bahnen ein, als Baumgartner schließlich zweifacher Minister wurde, und die Beträge, die er als Minister der öffentlichen Bauten auszugeben wünschte, auch gleichzeitig als Finanzminister zu vertreten und zu genehmigen hatte.
Der Geist kleinlicher Sparsucht und zurückhaltender Tätigkeit, den Baumgartner, durch die politische Sachlage bedrängt, in die Staatsverwaltung brachte, wurde auch in den italienischen Ländern Österreichs sehr fühlbar. Negrelli hatte schwer darunter zu leiden; ich habe schon darauf hingewiesen. Nichts wollte vorwärts gehen, kein Entwurf wurde genehmigt, kein Geld bewilligt; an allen Ecken und Enden stockte die Arbeit. Der Blick in die Zukunft wurde noch düsterer, als durch die drei Allerhöchsten Handschreiben an Schwarzenberg vom 31. Dezember 1851 die Aufhebung der Verfassung erfolgte und unter dem Schutze der Militärgewalt die klerikale Gegenrevolution begann. 26 Negrelli reiste nach Wien — er wollte sich Klarheit verschaffen, wollte die Lage erforschen und einige wichtige Anträge