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I. In Italien (1848—1855)
ihm die Hand drücken und mit ihm von nimmer wiederkehrenden schönen Tagen zu plaudern. Qrünne und Kübeck waren schwer zugänglich; sie vergeben ihm nicht seine Freundschaft mit dem Exminister Bruck. Am 13. Februar war Audienz beim Kaiser. „Er empfing mich huldreichst und ließ sich sehr tief und mit großem Scharfblick in die Geschäfte ein; dann lange Sitzung beim Minister Baumgartner, der sich sehr freundlich und empressiert zeigt, meinen Vorschlägen Kraft und Leben einzuflößen. Dann langmächtige Visite beim Reichsrats-Präsidenten Baron Kübeck, der nie so charmant war. Alles berechtigt mich zu guten Hoffnungen. Heute Audienz bei Sr. kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Friedrich Karl und bei der Erzherzogin Sophie. Morgen Konferenz im Ministerium; es war hohe Zeit, daß ich gekommen bin!“ Auch den Fürsten Metternich, auf dessen Anschauungen noch immer viel Wert gelegt wurde, besuchte Negrelli; überall fanden seine Vorschläge großen Beifall. „Aus den vielen Visiten von Beamten, die ich empfange, und aus den Bücklingen der Kanzleidiener zu schließen, scheinen meine Sachen auf gutem Wege. Meine Reise wird sowohl für den Dienst, als für uns gute Folgen haben!“ Bald weiß er zu berichten, daß die lombardisch - venetianischen Eisenbahnen ehestens eingelöst und in Verona eine Betriebsdirektion eingerichtet werden soll — „dann werden die Geschäfte verringert!“ Man fühlt es ordentlich, wie den Geplagten schon diese Hoffnung aufatmen ließ. Auch in persönlicher Beziehung schien sich der Himmel aufzuhellen. Baumgartner teilte ihm des Kaisers Frage mit, wieso es komme, daß Negrelli nur Sektionsrat sei — versicherte ihn seiner vollsten Zufriedenheit und stellte ihm eine „angemessene“ Stellung schon für die nächste Zeit in Aussicht; Negrelli möge nicht dem Verdachte