84
I. In Italien (1848—1855)
denen er bis zu ihrem Tode viel Gutes erwies. Im Jahre 1851 bewarb sich Antonio um die Stelle als Pfarrver- weser in Mezzano, einem Orte in der Nähe Primieros. Negrelli, dankbar für die Liebe, mit der Antonio seine Eltern in ihren letzten Tagen umgeben, bemühte sich um die Erfüllung des Wunsches. Er sprach beim Minister Grafen Thun vor; „Antonios Angelegenheit“, so berichtet er, „ist erledigt. Die Wiedereinsetzung in Mezzano wurde nicht genehmigt, und zwar wegen 1848. Alles, was man sonst von neuen Verwicklungen faselt, wurde als eine Erfindung erkannt, und der Minister sagte mir, daß —■ wenn er unter einem ganz zuverlässigen Bischof eine Anstellung fände — die Regierung keine Schwierigkeiten machen würde; allein Vertrauen könne ihm wegen 1848 nur nach längerer Erfahrung wieder zuteil werden. Alle anderen Gerüchte waren also bloß auf Verleumdungen und Mutmaßungen begründet, und ich bin froh, daß nun die Sache aus ist. Der Klerus von Primiero und die Kurie von Trient haben dem Anton am meisten geschadet und das Jahr 1848 zu ihrem Vorteile vorgeschoben. Gott möge allen Schuldigen verzeihen!“ Negrelli war zur Faschingszeit in Wien, und wenn dieses auch nicht mehr das sorgenlose, frohe Wien aus der Zeit vor 1848 war, so sang und tanzte es doch noch immer und löste ein Fest das andere ab. Jede Post brachte Negrelli Einladungen dahin und dorthin — und dazwischen gab es noch „Billette und Karten“ kurzer Hand. Bankiers, Minister und Generale hielten es für ihre gesellschaftliche Pflicht, Bälle und Abendunterhaltungen zu veranstalten und der Oberbaudirektor der italienischen Provinzen sollte dabei nicht fehlen. Zu den vornehmsten Bällen Wiens zählte der Technikerball; ihn überstrahlte allerdings noch der prachtvolle Bürgerball, von dem Negrelli seiner neugierigen Lotti viel zu